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Aus dem GERICHTSSAAL: Reihenweise Raubstraftaten

Entscheidung über Haft oder Bewährung vorbehalten

Stand:

Ins Untersuchungsgefängnis muss Marvin M.* nicht zurück. Doch der 19-Jährige ist noch lange nicht aus dem Schneider. Gestern verurteilte ihn das Schöffengericht wegen reihenweisen Raubes, gefährlicher und einfacher Körperverletzung, Wohnungseinbruchsdiebstahls sowie Verwendens von Nazi-Symbolen zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren. Ob er sie absitzen muss, entscheidet sich in sechs Monaten. Bis dahin kann Marvin M. beweisen, dass es ihm ernst ist mit seinem Entschluss, sich zu ändern. Und er muss 100 Stunden gemeinnützig arbeiten. „Sie haben schon morgen einen Termin bei Ihrem Bewährungshelfer. Ab jetzt stehen Sie unter sehr engmaschiger Betreuung“, erklärte die Vorsitzende.

Gleich sechs Anklagen verlas die Staatsanwältin. Sie sprach von einer Gewaltspirale, die am 13. März 2010 ihren Anfang nahm und von der Polizei am 26. Februar 2011 durch Festnahme des Neun-Klassen-Abgängers beendet wurde. An diesem Abend soll Marvin M. an der Straßenbahnhaltestelle Kirschallee von einem 18-Jährigen die Herausgabe von Handy und Bargeld verlangt haben. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, habe der Angeklagte eine Bierflasche auf dem Kopf des Jugendlichen zerschlagen. Als dieser zu Boden ging, soll Marvin M. ihn in den Bauch getreten, dem Wehrlosen die Gürteltasche mit Geldbörse, Mobiltelefon und Wohnungsschlüssel weggenommen haben. Anschließend hätten sich Marvin M. und ein Mittäter – er wird sich demnächst vor Gericht verantworten müssen – mit dem Schlüssel Eintritt in die Wohnung des 18-Jährigen verschafft. Dort sollen sie einen LCD-Fernseher und Kleidung gestohlen haben.

In den frühen Morgenstunden des 27. Februar 2011 soll das Duo dann in der Kirschallee einen 15-Jährigen, der Zeitungen austrug, überfallen und seines nagelneuen Handys beraubt haben. Der Schüler wurde durch die Schläge im Gesicht verletzt. Kurz zuvor sollen Marvin M. und sein Komplize in der Friedrich-Ebert-Straße/Ecke Reiterweg einen jungen Mann aufgefordert haben, ihnen Geld und Handy zu geben. Als dieser versicherte, er sei schwerbehindert, habe nur zwei Euro dabei und sei auf seine Handys angewiesen, hätten sie von ihm abgelassen.

Bereits am 13. März 2010 war Marvin M. laut Staatsanwaltschaft mit zwei Gleichgesinnten auf Raubzug. Gemeinsam sollen sie auf einen Potsdamer eingeschlagen, ihm Schmuck und Bargeld entwendet haben. In Groß Glienicke erwischte es am 16. Juni des Vorjahres einen 21-Jährigen, der einen Streit zwischen seinem Bekannten und dem Angeklagten schlichten wollte. Er wurde geschlagen und getreten, erlitt eine Vielzahl von Prellungen am Körper und eine große Beule am Kopf. Am 27. Juli 2010 – so eine weitere Anklage – soll Marvin M. in Berlin einem Passanten unvermittelt Pfefferspray in die Augen gesprüht haben. Am 19. September vorigen Jahres habe Marvin M. während der Babelsberger Live-Nacht einen Besucher grundlos zu Boden gezerrt, dessen Kopf dann mit voller Wucht gegen einen Stromkasten geschleudert. Der Mann erlitt eine große Platzwunde, die mit zehn Stichen genäht werden musste. Am 7. November 2011 soll Marvin M. laut Staatsanwaltschaft auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs lautstark „Sieg Heil“ gebrüllt, dazu die rechte Hand zum Hitlergruß erhoben haben.

„Ich habe ,Wie geil’ gerufen, weil ich provozieren wollte. Da war ich – wie bei den anderen Sachen auch – ziemlich betrunken“, so der Angeklagte. Was ihm vorgeworfen wurde, stimme und tue ihm leid. Bei seinen als Zeugen geladenen Opfern entschuldigte er sich in der Verhandlung. „Ich habe während der U-Haft nachgedacht. Aber so richtig habe ich erst in der Verhandlung mitgekriegt, wie krass das war“, erklärte Marvin M. (*Name geändert.) Hoga

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