Landeshauptstadt: Reimen nach Stoppuhr
Voltaire-Schüler dichten bei Deutsch-Olympiade
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Mit Worten jonglieren, treffsicher formulieren, die Dinge in kürzester Zeit auf den Punkt bringen – das sind einige der Fähigkeiten, die man mitbringen sollte, wenn man bei der Deutsch-Olympiade auf den vorderen Plätzen landen will. Die 15-jährige Malinda Flothkötter hat es geschafft. Mit drei Mitschülern aus der 9. Klasse bildet sie ein wortstarkes Team, das die Potsdamer Voltaire-Schule im Landesfinale am 29. Februar im Hans Otto Theater vertreten wird.
Wochenlang haben die Schüler im Deutschunterricht die fünf mündlichen Disziplinen trainiert: das Darstellen, das Erklären, das Erzählen, das Umschreiben und schließlich das Reimen. „Letzteres hat zwar am meisten Spaß gemacht, war aber auch am schwierigsten“, berichtet die Deutschlehrerin Edeltraud Lange. Im Wettbewerb bekommt jedes Team einen Satz vorgegeben, auf den es ad hoc einen Reim finden und sogleich den nächsten Satz für einen neuen Reim anknüpfen muss. Auf diese Weise entsteht ein Kettengedicht, das ans Rappen erinnert. „Da ist es wichtig, dass die Chemie zwischen uns stimmt“, meint Christian Gartemann, einer der drei Jungen im Quartett.
Der Schwierigkeitsgrad im Wettbewerb erhöht sich noch durch die rigiden Zeitvorgaben. Für jede Aufgabe bleiben den Schülern nicht mehr als zwei Minuten Vorbereitungszeit und zwei weitere Minuten für den Vortrag. „Ich hoffe, dass sie auf der Theaterbühne die Nerven behalten“, sagt Edeltraud Lange, die überrascht ist, wie unbefangen sich ihre Schüler präsentieren. „Letztlich kommt es beim Vortrag ja nicht nur auf den Inhalt an, sondern auch auf die Form.“
Wie im Vorentscheid werden die Schülerteams im Landesfinale von einer Jury beurteilt. Und da hierbei, im Gegensatz zur Mathematik-Olympiade, nicht eindeutige Ergebnisse, sondern Erzähl- und Darstellungsweisen miteinander verglichen werden, müssen diese um so besser „verpackt“ sein. Andere Mittel als die sprachlichen sind dafür nicht erlaubt. Keine Requisiten, keine Gesten. „Wenn wir zum Beispiel einen Begriff umschreiben, dann muss er auch für einen Blinden zu erraten sein“, erklärt Malinda das Prinzip. Noch mehr Phantasie ist in der Disziplin „Erzählen“ gefragt. Jede Gruppe bekommt den ersten und den letzten Satz einer Geschichte vorgesetzt und muss den „Zwischenraum“ mit einer möglichst spannenden Handlung füllen. Auch hierfür gibt es nur zwei Minuten Zeit. Malinda und ihre drei Teamkollegen haben das trainiert und gehen deshalb zuversichtlich ins Rennen.
Sollten die Voltaire-Schüler auch beim Landesfinale überzeugen, dann können sie sich in einer weiteren Runde für das Bundesfinale qualifizieren, das Ende April im Deutschen Theater in Berlin über die Bühne geht. An der Olympiade, die von der Initiative Deutsche Sprache ausgerichtet wird, nehmen in diesem Jahr 27 800 Schüler teil. Unter ihnen ist auch ein Team des Potsdamer Humboldt-Gymnasiums, das sich im Wettbewerb der Sekundarstufe II ebenfalls für das Landesfinale qualifiziert hat.
Antje Horn-Conrad
Antje Horn-Conrad
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