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Homepage: Reise ins Innere der Erde Jahrestagung der Geophysikalischen Gesellschaft

„Steig Hinab in den Krater Sneffels Yocul; welchen der Schatten des Skartaris vor dem ersten Juli liebkoset; kühner Wanderer; und du wirst zum Mittelpunkt der Erde gelangen: Das habe ich vollbracht. Arne Saknussemm.

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„Steig Hinab in den Krater Sneffels Yocul; welchen der Schatten des Skartaris vor dem ersten Juli liebkoset; kühner Wanderer; und du wirst zum Mittelpunkt der Erde gelangen: Das habe ich vollbracht. Arne Saknussemm.“ So einfach wie Jules Verne sich die Reise zum Mittelpunkt der Erde vorstellte, ist es natürlich nicht. Tiefe Einblicke ins Erdinnere verdanken wir heute in erster Linie der Geophysik. Zum 64. Mal traf sich Anfang März die Geophysikergemeinde zur Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft (DGG) an der Berliner TU. Die Frage, was man sich unter Geophysik eigentlich vorzustellen hat, beantwortet der Präsident der DGG Prof. Dr. Gerhard Jentzsch in der Regel folgendermaßen: Ohne Geophysik gebe es weder Autos noch Energie für die Heizung, denn es seien die Geophysiker, die mit ihren Methoden Rohstoffe aufspürten. Gegründet wurde die DGG vor 82 Jahren zuerst als Deutsche Seismologische Gesellschaft und hat ihre heutige Geschäftsstelle am GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ). Eine der ältesten Methoden der Geophysik sind Seismik und Seismologie: Schallwellen, entweder durch Sprengungen künstlich an der Erdoberfläche oder durch Erdbeben ausgelöst, durchlaufen Gesteine je nach Zusammensetzung unterschiedlich schnell und werden an Schichtgrenzen reflektiert. So entdeckte Anfang des 20. Jahrhunderts der kroatische Geophysiker Andrija Mohorovièiæ die Grenzfläche zwischen Erdkruste und Erdmantel, die seinen Namen trägt oder kurz als Moho bezeichnet wird. In einer Tiefe von ungefähr 700 Kilometern liegt eine weitere große Diskontinuität nämlich die zwischen Erdmantel und Erdkern. Heute ist es die so genannte 3D-Seismik, die dazu dient den Aufbau des Untergrunds zu erforschen oder Wasser- und Kohlenwasserstoffreservoir ausfindig zu machen. Wieder wird die Stärke der Reflexionen an der Oberfläche gemessen. Allerdings können mit heutigen Methoden Gebiete von 10 mal 10 mal 7 Kilometern netzartig vermessen werden. Das Ergebnis wird in dreidimensionalen Bildern dargestellt. So können die extrem teuren Bohrungen, die erst den endgültigen Nachweis für Erdöl oder Erdgas liefern, an den aussichtsreichsten Stellen getätigt werden. Seit 1993 erforschen Geologen, Tektoniker und Geophysiker von der Universität Potsdam, des GFZ sowie der FU und TU Berlin gemeinsam Deformationsprozesse. Ihr Betätigungsfeld ist Südamerika, denn dort haben die Wissenschaftler die einmalige Chance in einem natürlichen Labor Gebirgsbildungsprozesse aufgrund von Subduktionsvorgängen zu ergründen. Die ozeanische Nazca-Platte schiebt sich unter den südamerikanischen Kontinent, was zur Bildung der Anden führt. Solche Prozesse werden von Vulkanismus und Erbeben begleitet, seit jeher Arbeitsfelder der Geophysiker. Für das Verständnis des System Erde eine große Chance. Denn noch sind die Gesetzmäßigkeiten einer Gebirgsbildung völlig unklar, erklärt Prof. Onno Oncken vom GFZ. Die Erde wird heute aber nicht nur vom Boden aus vermessen. Seit Juli 2000 sendet der vom GFZ betriebene Satellit CHAMP durchschnittlich vier mal täglich Daten an die Station der Deutschen Luft-und Raumfahrt in Neustrelitz. Diese leiten die Informationen zu Struktur und Dynamik im Erdinnern sowie zur Atmosphäre wieder ans GFZ zurück, wo sie ausgewertet werden. Inzwischen wird CHAMP von den Zwillingssatelliten Tom und Jerry unterstützt. Sie liefern wichtige Hinweise, die zur Klärung des Zusammenhangs zwischen Gebirgsbildungsprozessen und Klima führen. Laut Oncken eine der wichtigen Fragen für die Zukunft. K. Koch

K. Koch

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