Von Michael Meyer: Reise ins Zentralstadion
Bei seinem Ex-Verein Sachsen Leipzig will Co-Trainer Jens Härtel am Sonntag mit Babelsberg 03 punkten
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Für Jens Härtel wird die Dienstfahrt am kommenden Sonntag eine Reise in die eigene Vergangenheit: Der Co-Trainer des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03 schnürte einst die Töppen beim FC Sachsen Leipzig, bei dem die Nulldreier übermorgen ihr letztes Hinrunden- Punktspiel bestreiten.
„Das ist schon ein ganzes Weilchen her. Aber es ist immer etwas Besonderes, bei einem Verein anzutreten, bei dem man mal gespielt hat. Das vergisst man ja nicht“, meinte der 39-Jährige, der einst in Großbothen mit dem Kicken begann, später an der Kinder- und Jugendsportschule Leipzig lernte und für Lok Leipzig spielte. 1989 ging Härtel zu Chemie Böhlen. Mit seinem neuen Verein gelang ihm der Aufstieg aus der DDR- in die Oberliga, ehe Böhlen und Grün-Weiß – ehemals Chemie – Leipzig 1990 zum FC Sachsen Leipzig fusionierten. Als dem FC Sachsen drei Jahre später als Meister der NOFV-Oberliga Süd aus finanziellen Gründen vom Deutschen Fußball-Bund die Lizenz für den Profifußball verweigert wurde, ging Härtel zum 1. FC Union Berlin. Nach weiteren Wechseln zum damaligen Zweitligisten FSV Zwickau, wieder zum 1. FC Union und zurück zum FC Sachsen kam der Fußballer 2001 erstmals an den Babelsberger Park, konnte mit dem SVB aber in der 2. Bundesliga nicht die Klasse halten. 2003 wechselte er zum Verbandsligisten Germania Schöneiche, den er drei Jahre später als Trainer in die Oberliga führte. Seit Oktober vergangenen Jahres ist Jens Härtel nun wieder im Babelsberger Karl-Liebknecht- Stadion tätig – als Assistenztrainer des Chefcoachs Dietmar Demuth.
Vor knapp zwei Wochen führte Härtel die Reise schon einmal zurück zu seinen Wurzeln, als er den FC Sachsen im Leipziger Zentralstadion bei dessen Heimspiel gegen Hannover 96 II (0:1) beobachtete. „Die Leipziger hatten ihre Möglichkeiten, die sie nicht nutzten, und wurden durch eine Nachlässigkeit mit dem Gegentor bestraft. Sie spielen mit ähnlicher Einsatzbereitschaft und Physis wie Halle und Plauen, mit deren Spielweise wir nur schwer zurechtkamen“, fasste er gestern seine Beobachtungen zusammen. Ein besonderes Ausrufezeichen machte er hinter den Namen Ronny Garbuschewski. „Das ist ein sehr schneller Mann, der rechts außen immer wieder gefährlich nach vorn stößt.“ Trotzdem sei für den Tabellendritten die Aufgabe beim Tabellenvorletzten zu meistern. „Umsonst steht der FC Sachsen derzeit nicht so weit unten“, sagt Härtel.
Cheftrainer Demuth warnt davor, die Sachsen, die am vergangenen Wochenende mit einem 1:1 bei Spitzenreiter Holstein Kiel überraschten, zu unterschätzen. „Das wird keine leichte Aufgabe. Leipzig hat schon sechs Punkte Abstand zum rettenden Ufer, und angeschlagene Boxer sind besonders gefährlich.“ Gleichwohl hofft er, „dass wir unsere hervorragende Hinrunde am Sonntag mit einem positiven Ergebnis abschließen können.“ Für dieses Unterfangen stehen bei Nulldrei alle Spieler zur Verfügung. Gestern pausierte zwar Björn Laars wegen Fußproblemen vorsichtshalber, dafür gab Ronny Surma Entwarnung, der die Woche über wegen einer leichten Blockade im Rücken nicht mittrainiert hatte. „Ich habe ein gutes Gefühl, dass ich am Sonntag wieder mitspielen kann“, signalisierte der Innenverteidiger.
Den es natürlich reizt, mal im Mitte 2004 eröffneten Leipziger Zentralstadion – mit Plätzen für 44 345 Zuschauer die größte Fußball-Arena Ostdeutschlands – aufzulaufen. Auch Dietmar Demuth ist sich sicher: „Das ist ein interessanter Bau, der wird sicher motivierend für uns sein.“ Große Stimmung von den Rängen dürfte am Sonntag allerdings kaum aufkommen. Zum letzten Heimspiel des FC Sachsen gegen Hannover II kamen 1623 Zuschauer. „Die verloren sich regelrecht in dem großen Stadion“, erinnert sich Jens Härtel. „Was irgendwie schade ist.“
Anpfiff ist am Sonntag um 14 Uhr.
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