
© Ingmar Höfgen
Sport: Reiter mit vier Pferden
In Phöben wurden die Qualifikationsspiele für die deutsche Polo-Meisterschaft ausgetragen
Stand:
Reiten bei einer Geschwindigkeit von über 60 Kilometern pro Stunde, dabei einen Ball treffen, passen und ins gegnerische Tor treiben – spektakulär sieht Polo fast immer aus. Acht Teams spielten am vergangenen Wochenende im Werderaner Ortsteil Phöben um den Finaleinzug der Deutschen Meisterschaften im High Goal. High Goal steht für das höchste Spiellevel.
Auf einem Rasen von 300 Yards mal 200 Yards, also etwa 274 mal 183 Metern, treten zwei Teams mit je vier Spielern gegeneinander an. Gespielt wird in vier Abschnitten (chukker), nach jedem Tor werden die Seiten gewechselt. Zwischen den chukker wechseln die acht Reiter ihre Pferde – möglichst ohne abzusteigen.
Wenn acht Reiter je viermal ihre Pferde wechseln, dann sind viele Tiere unterwegs. Jeder bringt fünf, manchmal sogar sechs Pferde mit, erzählte Christopher Winter am Wochenende. Der Hamburger spielt ebenso Polo wie seine Brüder, er hat früh mit Reiten angefangen, immer Bälle vor sich hergetrieben, ob auf Pferd, Fahrrad oder Mofa. Er hat das Handicap 3, das sein Spielvermögen ausdrückt, je höher desto besser. In Deutschland ist 3 ein guter Wert, auf mehr als 4 kommt hierzulande keiner. Sein Bruder Thomas spielte mehr als ein Jahrzehnt lang mit Handicap 5. Als einziger. Nach den Handicaps werden die Teams zusammengestellt.
Ein höheres Spielvermögen wird den Argentiniern bescheinigt, und so dominiert auch nicht Deutsch als Sprache unter den Reitern, sondern Spanisch. Die besten Polo-Spieler, allesamt Profis, kommen aus dem südamerikanischen Land, wie auch eine genetische Hälfte des Polo-Ponys. Criollos, kleinere Hirtenpferde, wurden mit einem Vollblüter gekreuzt. Die Pferde bleiben einerseits ruhig im Trubel, können aber schnell auf hohes Tempo beschleunigen.
Darauf werden sie von Tierpflegern trainiert. Für die ist die Arbeit mit sechs Pferden ein Fulltime-Job. Vier werden in einem Polo-Spiel in der Regel eingesetzt, alle weiteren sind Ersatz, falls ein Tier mal nicht so gut drauf ist. Klar, man muss Geld haben, um die Pferde zu kaufen und zu unterhalten, sagt Christopher Winter. Er kommt gern nach Phöben, seit zehn Jahren, seitdem es die Anlage gibt. „Ein großer Originalplatz in einem super Zustand“, sagt Winter. Ihn beeindruckt die Großzügigkeit und die Weite – man sieht einige Hügel, einen alten Funkturm, ein neues Vereinshaus.
Christopher Winter ist in der Saison zwischen Mai und September an vielen Wochenenden als Polo-Spieler unterwegs – immer wieder mit anderen Mitspielern. Ist Polo gefährlich? „Würd ich schon sagen“, sagt Christopher Winter – man sei auf einem Tier und übernehme bei hoher Geschwindigkeit die Steuerung.
Die wichtigsten Regeln? Das Spiel wird sofort unterbrochen, wenn etwas mit einem Pferd nicht in Ordnung ist. Geschlagen wird mit der rechten Hand, auch von der linken Seite. Und wenn jemand den Ball schlägt und ihm nachgeht, darf niemand seinen Weg kreuzen – das sogenannte Wegerecht. „Das Regelbuch ist so“, sagt Winter und zeigt mit gekrümmten Daumen und Zeigefinger ungefähr eine Duden-Dicke.
Am Freitag sind die letzten Vorrundenspiele in Phöben, am Samstag und Sonntag wird dann auf dem Berliner Maifeld der deutsche Meister unter den vier besten Vorrundenteams ausgespielt. Ausgerichtet wird die Meisterschaft vom Preußischen Polo- und Country-Club, wie schon 2008 und wieder seit 2010. 15 Mitglieder zählt der Verein, Einheimische seiend derzeit zwar nicht darunter, die Vorsitzende Sylvia Gädeke betont aber, man sei offen für alle. Immerhin: Mehr als 300 Zuschauer fanden am Sonntag den Weg nach Phöben.
Ingmar Höfgen
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