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Sticheleien unterm Richtkranz. Das Richtfest für das „Haus der Vereine“ am gestrigen Freitag nutzten Sportverantwortliche, um sich kritisch zur Transparenzkommission zu äußern. 2,9 Millionen Euro kostet der Umbau der „Kanuscheune“.

© Manfred Thomas

Sportförderung: Reizwort Transparenzkommission

Kritische Spitzen zu geplanten neuen Regeln zum Sponsoring von Sportvereinen durch kommunale Unternehmen gab es beim Richtfest für die „Kanuscheune“.

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Potsdam-West - Es gibt ein Reizwort derzeit unter Potsdams Sportlern und Sportfunktionären und das lautet: Transparenzkommission. Diese hatte kürzlich neue, sehr rigide Regeln für das Sponsoring von Sportvereinen durch kommunale Unternehmen vorgeschlagen. Beim Richtfest für die „Kanuscheune“ – offiziell „Haus der Vereine“ – am Freitag auf dem Luftschiffhafen-Gelände kam kaum ein Festredner umhin zu sagen, was er von der kostenintensiven Kommission hält.

„Die Stadt hat 300 000 Euro für die Transparenzkommission in den Sand gesetzt“, erklärte Bernd Schröder, Trainer des 1. FFC Turbine Potsdam. Wäre das Geld in das Vereinshaus gesteckt worden, so Schröder weiter, wäre es schon seit zwei Jahren fertig. „Kommissionen und Ausschüsse schießen in Potsdam wie Pilze aus dem Boden“, schimpfte der Trainer, da sei es schon „sensationell“, dass das zehnjährige Dauerringen um ein Vereinshaus nun offenbar von Erfolg gekrönt zu sein scheint. Im Juli 2012 soll das Vereinshaus fertiggestellt sein. „Es sei denn, wir machen das alte Asbest-Dach wieder ’rauf und Hasso Plattner gibt etwas dazu, dann halten wir den Termin natürlich nicht“, grollte Schröder.

Jürgen Eschert vom Kanu-Club Potsdam – Olympiasieger von 1964 im Einer-Canadier – hatte noch vor Schröder zum Halali auf die Transparenzkommission geblasen. „Wir benötigen keine Transparenzkommissionen und keine Korruptionsbeauftragte“, donnerte Eschert. Er forderte die Stadt auf, den Sport weiter zu fördern, „damit wir den Kinder- und Jugendsport und den Hochleistungssport weiter unterstützen können“.

Die Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) versicherte daraufhin, Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hänge mit „viel Herzblut“ am Projekt Kanuscheune. Sie pflichtete bei, dass die entstandene „Unruhe nicht gut ist für die Sportförderung“. Die Beigeordnete kündigte für kommende Woche „eine Sportkonferenz“ an, auf der das Thema der Sportfinanzierung „aufgearbeitet“ werde. Sie versicherte, „der Leistungssport wird nicht im Regen stehen gelassen“.

Der Sarkasmus der Sportler mag davon herrühren, dass die Kanuscheune bereits der vierte Anlauf ist, zunächst für den Kanu-Club Potsdam ein Domizil zu schaffen. Wie der KCP-Vizevorsitzende Bernhard Lohr den PNN sagte, habe „der erfolgreichste Kanu-Club der Welt“ in der Tat keine Bleibe. 2,9 Millionen Euro werden Lohr zufolge in den Umbau des einstigen Pferdestalles der Fünfkämpfer investiert, 350 000 Euro davon bringen die Vereine selbst auf. Der Großteil der Gesamtsumme sind Fördermittel des Landes Brandenburg und der Stadt Potsdam. Neben dem Kanu Club und dem 1. FFC Turbine Potsdam sind die Potsdamer Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), der DLRG-Landesverband Brandenburg sowie der Potsdamer Laufclub an dem Projekt beteiligt. Einen Großteil der Eigenmittel bringen die Vereine durch den Verkauf von Glindower Ziegeln zu je 100 Euro auf, die in der Fassade vermauert werden und den Namenszug der jeweiligen Spender tragen. 1500 dieser Steine seien bereits verkauft worden, informierte Lohr.

Seine Freude über das Richtfest verknüpfte der Vorsitzende des KCP-Fördervereins, Gerd Harms, mit einer Vision: „Im Sommer des nächsten Jahres werden wir an dieser Stelle die Olympischen Spiele in London verfolgen können.“

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