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Landeshauptstadt: Rekord-Tief beim Wohnungsleerstand

Noch nie war der Wohnraum in Potsdam so knapp wie jetzt. Gleichzeitig steigt die Zahl derjenigen Potsdamer, die sich die Miete nicht mehr leisten können

Von Katharina Wiechers

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Viele Potsdamer haben es schon am eigenen Leib erfahren: Eine Wohnung in der Stadt zu finden, ist alles andere als einfach. Der aktuelle Wohnungsmarktbericht, der am Donnerstag vorgestellt wurde, unterlegt diese Erfahrung einmal mehr mit Zahlen: Nur 1,58 Prozent aller Wohnungen in der Stadt stand im vergangenen Jahr leer – und davon gilt auch noch die Hälfte als unvermietbar. Eine Besserung ist angesichts der weiterwachsenden Bevölkerung nicht in Sicht.

Konkret standen 2012 nur 0,86 Prozent aller als vermietbar geltenden Wohnungen leer. Das ist der niedrigste Wert seit Erfassung dieser Daten im Jahr 2000. Ein funktionierender Wohnungsmarkt braucht aber einen Leerstand von rund 3 Prozent, wie der Bereichsleiter Wohnen in der Stadtverwaltung, Gregor Jekel, bei der Vorstellung des Berichts sagte. Nur dann ist auch ein kurzfristiger Umzug ohne Komplikationen möglich. Am wenigsten Leerstand gab es im vergangenen Jahr im Sozialraum 6, zu dem die Stadtteile Schlaatz, Waldstadt und Potsdam Süd zählen. Dort waren nur 0,42 Prozent der vermietbaren Wohnungen nicht genutzt.

Dabei hat sich der Zuwachs an Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht erhöht. 700 Wohnungen mehr gab es 2012 in der ganzen Stadt, die Gesamtzahl lag damit in Potsdam bei 85 481. Die meisten Wohnungen kamen im Sozialraum 2 hinzu, also Potsdam-Nord. Am knappsten ist Wohnraum in Babelsberg, dort lag das Saldo im vergangenen Jahr sogar bei minus 18 Wohnungen.

Gleichzeitig wächst die Zahl der Potsdamer, die ihre Miete nicht selbst zahlen können. Die Zahl derjenigen, die im vergangenen Jahr einen Wohnberechtigungsschein besitzen, lag bei 3247 und damit neun Prozent über dem Vorjahreswert. Dies dürfe aber nicht überbewertet werden, da diese Zahlen von Jahr zu Jahr extrem schwankten, sagte Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger. 2008 und 2009 seien die Zahlen etwa genauso hoch wie 2012 gewesen, wohingegen sie 2011 außergewöhnlich niedrig waren – daher der starke Anstieg um neun Prozent.

Wie schon in den vergangenen Jahren war der Anteil der Bewohner mit Wohnberechtigungsschein je nach Stadtteil sehr unterschiedlich. Am höchsten war er mit 23 Prozent im Sozialraum 6 (Schlaatz, Waldstadt und Potsdam Süd) am niedrigsten mit 2,4 Prozent im Sozialraum 1 (Nördliche Ortsteile und Sacrow).

Gestiegen ist auch die Zahl derjenigen, die auf einen Schlafplatz im Obdachlosenwohnheim angewiesen sind. In dem Heim am Lerchensteig übernachteten 2012 durchschnittlich 176 Obdachlose im Monat, das waren 21 mehr als 2011. Die Kapazität ist damit so gut wie ausgeschöpft, genauso wie im Obdachlosenheim für Familien und im Jugendwohnprojekt „Junge Wilde“. In Letzterem sind seit 2012 sogar alle 24 Plätze belegt, die Auslastung liegt also bei 100 Prozent. Aufmerksam beobachten werde man auch, wie sich der Strom an Bulgaren und Rumänen entwickele, sagte Jekel. Ab dem 1. Januar 2014 gilt für alle EU-Bürger Niederlassungsfreiheit, was in einigen Städten zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen für Nervosität sorgt. Allerdings werde nicht erwartet, dass sich viele von ihnen in Potsdam niederließen.

Bezüglich der steigenden Mieten setzt Potsdam seine Hoffnung auf die künftige Bundesregierung. Der Vertrag, den CDU und SPD noch unterzeichnen müssen, sieht unter anderem vor, dass die Miete bei einer Weitervermietung nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Miete liegen darf. Entscheiden sollen darüber die Länder. „Wir hoffen, dass Brandenburg davon Gebrauch machen würde“, sagte Müller-Preinesberger.

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