
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Relativ sicher unterwegs
Beim Städtecheck 2012 des Verkehrsclubs schneidet Potsdam gut ab – zu Fuß droht Kindern kaum Gefahr
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Unter dem Strich ist das Ergebnis beruhigend. Große Sorgen müssen sich Potsdamer Eltern nicht um ihre Kinder machen, wenn sie auf dem Weg zur Schule sind oder am Nachmittag Freunde besuchen. Die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder und Jugendlichen je 1000 Einwohner ist im Vergleich zu vielen anderen deutschen Städten wie Paderborn, Würzburg oder Freiburg klein. Unfalldaten von bundesweit 76 Städten mit mindestens 100 000 Einwohner hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) für seinen Städtecheck 2012 ausgewertet, alle Kommunen auf Sicherheit für Kinder und Jugendliche im Straßenverkehr abgeklopft. Das Fazit für Potsdam: Der Fußverkehr ist recht gut geregelt, die Tramführung überwiegend umsichtig, nur beim Radverkehr gibt es Nachholbedarf.
Um das Unfallgeschehen besser beurteilen und vergleichen zu können, hat der VCD die Zahlen der vergangenen fünf Jahre erfasst und jeweils für Kinder bis 14 Jahre und Jugendliche bis 17 Jahre einen Mittelwert gebildet. Demnach sind zwischen 2007 und 2011 im Schnitt aller 76 Städte 3,2 Kinder und acht Jugendliche je 1000 Einwohner im Straßenverkehr verunglückt. Für Potsdam hat der Verkehrsclub für die bis 14-Jährigen einen Schnitt von 2,74 und bei den bis 17-Jährigen von 6,55 errechnet. Berlin kommt auf 2,84 bei Kindern und 4,88 bei Jugendlichen. In Cottbus verunglückten im Schnitt 2,96 Kinder und 6,16 Jugendliche.
Zumindest für Kinder nimmt die Sicherheit im Potsdamer Straßenverkehr offenbar zu. Bei den 14- bis 17-Jährigen dagegen ist die Zahl der Unfälle im Schnitt gestiegen; und zwar um 10,5 Prozent. Allerdings zeigen sich in den absoluten Zahlen starke Schwankungen. So verunglückten 2007 in der Stadt 29 Jugendliche, ein Jahr darauf nur 14 – wie auch im Jahr 2009. 2010 schnellte die Zahl wieder auf 23 hoch. Anja Hänel, Referentin für Verkehrspolitik beim VCD, kann sich das nicht erklären. Denn Dank Berlin und des guten öffentlichen Nahverkehrs der Region fällt in Potsdam eine für Jugendliche typische Gefahrenquelle weg: „Anders als in Kleinstädten auf dem Land spielen Mofas und Motorräder in der Unfallstatistik für die Altersgruppe zwischen 14 und 17 kaum eine Rolle“, sagt Hänel.
Um so gefährlicher ist das Fahrradfahren. „Die meisten verunglückten Kinder und Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren waren mit dem Fahrrad unterwegs“, berichtet Hänel. Hier sieht die Verkehrsexpertin dringenden Handlungsbedarf und fordert, nach wie vor im Radwegenetz vorhandene Lücken zu schließen. „Der Fußverkehr dagegen ist überwiegend gut geregelt.“ Auch mit den Straßenbahnen gebe es in der Regel keine Probleme.
Die Situationen an „sämtlichen Potsdamer Grundschulen und Schulen“ bezeichnet die Stadt „als sicher“. Seit Jahren gebe es ein Schulwegkonzept, welches immer wieder überprüft und fortgeschrieben werde, teilt die Verwaltung mit. Das Radwegenetz werde dagegen für jährlich 800 000 Euro weiter ausgebaut. Ziel sei es, den motorisierten Individualverkehr, insbesondere den städtischen Binnenverkehr, zu reduzieren. Ausweisung von Tempo-30-Zonen und verkehrsberuhigte Bereiche etwa würden ebenso zu „einem lebenswerten Umfeld für alle Altersgruppen“ beitragen, heißt es.
Abschnitte mit maximal erlaubten 30 Kilometern die Stunde hält Hänel jedoch für wenig geeignet. „Am Ende verlieren Autofahrer nicht selten den Überblick, in welcher Zone sie sich eigentlich befinden“, meint die Expertin. Besser wäre da schon eine Tempo-30-Begrenzung im gesamten Innenstadtbereich.
Wünschenswert für Potsdam wäre aus Hänels Sicht auch ein durchgehendes Schulprogramm Mobilitätserziehung für die Sekundarstufen 1 und 2. Dies sei zwar auch bundesweit keineswegs Standard, doch einige vorbildliche Kommunen wie Hamm in Westfalen würden das Wissen ihrer Kinder über richtiges Verhalten im Verkehr jedes Jahr auffrischen, dafür extra Unterrichtsstunden bereitstellen oder Projekttage organisieren. „Auch ein Wandertag lässt sich dafür nutzen. Hauptsache es macht den Kindern Spaß. Vielleicht mit einer Rallye“, rät Hänel.
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