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Landeshauptstadt: Religionsunterricht ist nur ein Fach

Um sich zu verjüngen, organisiert die Sternkirchgemeinde lieber für Kinder und Familien gemeinsame Erlebnisse

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Um sich zu verjüngen, organisiert die Sternkirchgemeinde lieber für Kinder und Familien gemeinsame Erlebnisse KIRCHLICHES GEMEINDELEBEN Kirchen beherrschen seit Jahrhunderten die Silhouetten unserer Städte und Dörfer. Sie sind Zeugen einer geistig-kulturellen Entwicklung und offenbaren die Vielfalt des religiösen Lebens unterschiedlicher Konfessionen. Das gilt auch für die Landeshauptstadt Potsdam und ihre eingemeindeten Dörfer. Was aber geschieht heute in diesen Kirchen? Was bewegt die Menschen, die sich in einer Kirche zusammenfinden? Die PNN-Serie „Kirchliches Gemeindeleben“ geht diesen Fragen nach und versucht ein Bild zu zeichnen vom Engagement in den Kirchen der Stadt und ihrer neuen Ortsteile. Sie berichtet auch vom Zusammenspiel verschiedener christlicher Strömungen, die sich in der Ökumene wiederfindet. Heute: die Sternkirchgemeinde Von Nicola Klusemann Wenn man sich gegenseitig schubst oder zankt, gibt es keinen Frieden auf der Welt. Dass Kinder die großen Anliegen der Menschheit mit Leichtigkeit umsetzen, erstaunt die Gemeindepädagogin der Sternkirchgemeinde immer wieder. Monique Tinney übt in Vorbereitung auf Heiligabend mit Kindern ein Krippenspiel ein. Fast nebenbei werden bei den Proben Glaubensfragen erörtert, zum Beispiel, was es bedeutet, dass Christus der Retter ist. Retter, das sind eben Menschen, die andere aus einer Notsituation befreien. So kinderleicht ist das. Die 1600 Glieder fassende Sternkirchgemeinde hat wie viele Glaubensgemeinschaften Nachwuchssorgen. Gleich nach der Wende seien die Neubaugebiete verpönt gewesen, junge Familien mieden die „Platte“, erzählt Pfarrer Hans-Joachim Schalinski. So war es auch in seinem Zuständigkeitsbereich Stern und Schlaatz. Jetzt sei dieser Trend zwar ein bisschen rückläufig. Trotzdem seien die Neuankömmlinge nicht unbedingt der Kirche zugewandt. Das könne man auch an den Taufzahlen ablesen. Während zu DDR-Zeiten etwa 20 Kinder in der Sternkirche getauft wurden, waren es in diesem Jahr nur acht. Der Einsatz von Religionspädagogik soll das Interesse an Kirche wieder wecken. Der hochtrabende Begriff steht für das Schaffen gemeinsamer Erlebnisse und Erfahrungen. Einmal in der Woche besucht die Gemeindepädagogin die Kindertagesstätte „Nuthespatzen“ am Schlaatz in Trägerschaft des Diakonischen Werks. Die Gruppen dort setzten sich aus Kindern verschiedener Nationalitäten zusammen. Logisch, dass nicht nur Christen unter ihnen seien. Das sei für die Arbeit mit den Kindern auch nicht entscheidend, sagt Tinney. Auch wenn Gott nach seinem Glauben allgegenwärtig sei, ergänzt der Pfarrer, müsse nicht ständig auf ihn hingewiesen werden. Deshalb nähmen die Eltern der Kindergartenkinder den Besuch der Gemeindepädagogin eher als angenehme Abwechselung wahr. „Sie sehen, dass wir mit den Kindern basteln, malen, spielen“, so Monique Tinney. Natürlich orientiere man sich dabei am Kirchenjahr und den damit verbundenen Festen wie Weihnachten, Ostern oder Erntedank. „Eltern, die ihre Kinder im Glauben erziehen wollen, sind um solche Angebote besonders verlegen“, glaubt die Mitarbeiterin der Sternkirchgemeinde. Der Religionsunterricht alleine reiche nämlich nicht aus: Der sei eine Serviceleistung, die in Anspruch genommen werde. Trotzdem bleibe er eben nur ein Schulfach und diene der Wissensvermittlung. Was die Gemeinschaft Kirche darüber hinaus leiste, könne in der Schule nicht weitergetragen werden. Dafür sorgt vielmehr die Gemeindepädagogin, die seit September an Stern und Schlaatz eingesetzt ist. Für die kommenden Winterferien Anfang Februar plant Tinney gerade eine kostengünstige Familienfreizeit ins Erzgebirge. Auf dem hellblauen Flyer findet sich kaum das Wort Kirche, dafür um so öfter die Begriffe gemeinsam und miteinander. „Und darum soll es in erste Linie gehen: Ums Kennenlernen und um gemeinschaftliche Erlebnisse.“ Missionarentum fast ausgeschlossen. „Es sind noch Plätze frei“, wirbt die Organisatorin für die Freizeit. Für wen das günstige Angebot immer noch zu teuer sei, erklärt Pfarrer Schalinski, könne auf Unterstützung durch die Kirche bauen. Er weiß, dass in seinem Einzugsgebiet nicht gerade die reichsten Potsdamer wohnen. „Gespräche für Fragende“ hat Monique Tinney außerdem in der Sternkirchgemeinde eingeführt. Der Kreis für junge Menschen soll helfen, Wissenslücken im Bereich Kulturprotestantismus zu schließen. Immer 14-tägig dienstags wird zum Beispiel über Gott, Gebet, Wunder und die Welt gesprochen. Auch heute Abend von 19.30 bis 21 Uhr in der Sternkirche. Anmeldung für die Familienfreizeit bei Monique Tinney, Sternkirche, Im Schäferfeld 1 in 14480 Potsdam, Tel.: 6260818

Nicola Klusemann

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