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Aus dem GERICHTSSAAL: Rentner bestreitet Karambolage

Gutachten soll Unfallhergang klären

Stand:

Die Vorfreude auf den Feierabend währte nicht lange. Als Simone S.* (51) am 21. September vorigen Jahres in ihren Skoda steigen wollte, der auf dem Parkplatz des Waldstadt-Centers stand, klemmte ein Zettel unter dem Schreibenwischer. Darauf stand: „Ich weiß, wer Ihr Auto beschädigt hat. Rufen Sie mich bitte an.“ Verärgert betrachtete die Verkäuferin die Delle im Fahrzeug, deren Reparatur später mit knapp 2000 Euro veranschlagt wurde.

Manfred M. (71) soll es gewesen sein. „Ich kann den Schaden gar nicht verursacht haben“, entrüstet er sich vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den Rentner, mit seinem roten Toyota beim Ausparken den Skoda von Simone S. gerammt, sich danach schleunigst vom Unfallort entfernt zu haben. „Ich wollte ausparken, das stimmt“, erinnert sich der Angeklagte. „Dann musste ich bremsen, weil ein Auto vorbeifuhr. Dabei ist mir die Brötchentüte vom Beifahrersitz gerutscht.“ Er sei ausgestiegen, habe genug Platz gehabt, die Beifahrertür weit zu öffnen und die Backwaren im Auto einzusammeln. „Danach bin ich losgefahren.“ Er sei „ ganz überrascht“ gewesen, als die Polizei am nächsten Tag vor seiner Tür stand. „Die Beamten sagten, so etwas könne in meinem Alter schon mal passieren. Wenn ich den Unfall zugebe, wird es für mich nicht so schlimm.“ Ein Kratzer an der Stoßstange seines Autos sei älteren Datums. „Und der kleine Lackschaden, den die Polizisten fotografierten, stimmte bei der Gegenüberstellung der Fahrzeuge nicht mit der am Skoda festgestellten Delle überein.“ Den allerdings ließ der Angeklagte kurz darauf beseitigen.

Anke A.* (39) ist Ohrenzeugin des Crashs. Im Zeugenstand erzählt die Potsdamerin: „Ich vernahm ein ziemlich lautes Geräusch, so als ob Blech gegen Blech schrammt.“ Aufmerksam geworden habe sie in die betreffende Richtung geschaut. „Ich sah ein rotes Auto, das offenbar beim Ausparken das daneben stehende Fahrzeug gerammt hatte. Der Fahrer stieg aus und schaute sich die Stelle am Heck an, gegen die er wohl gestoßen war. Dann fuhr er davon.“

Simone S. fährt noch immer mit ihren demolierten Skoda. Solange die Täterschaft nicht klar erwiesen ist, weigert sich ihre Versicherung, den Schaden zu regulieren. Und wie es aussieht, kann das noch einige Zeit dauern. Mit Zustimmung des Angeklagten gab das Gericht ein Unfall-Rekonstruktionsgutachten in Auftrag. (*Namen geändert.) Hoga

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