POSITION: Reparatur oder Ausbau
Straße am Sportplatz könnte weiter eine Pflasterstraße bleiben Von Saskia Hüneke
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Kaum wurde die Fällung der Bäume, mit der der Ausbau der Straße am Sportplatz in Babelsberg beginnen sollte, angekündigt, haben sich Anwohner blitzschnell organisiert und mehrere Stadtverordnete sofort reagiert. Die Verwaltung ist dem gefolgt, jetzt beginnen die Gespräche. Dieses Vorhaben ist ein gutes Beispiel, nicht nur für das gewachsene Problembewusstsein in der Stadt, sondern auch die Problemlage.
Ist eine Pflasterstraße baufällig und will die EWP die alten Hausanschlüsse erneuern, beschließt man den Ausbau der Straße, um gleich alle Probleme auf einmal zu lösen. Man informiert die Hauseigentümer und regelt deren finanzielle Beteiligung nach dem Kommunalen Abgabengesetz bzw. der Straßenausbaubeitragssatzung. Wirkt vernünftig, aber nur auf den ersten Blick.
Seit dem Natursteinpflasterstraßenbeschluss geht es zwar nicht mehr um den Ersatz durch Asphalt. Aber an anderen Babelsberger Straßen haben wir gelernt, dass bei einem Ausbau auch als Pflasterstraße Normen angewendet werden müssen, die zu einer Veränderung der Straße führen: der Straßenquerschnitt kann dadurch asymmetrisch oder die Fahrbahn breiter werden. Dann besteht die Gefahr, dass sie attraktiver für durchfahrende Autos und weniger attraktiv für Anwohner und Fußgänger wird, zumal auch die Gehwege schmaler werden. Oft noch leistungsfähige Bäume werden gefällt, ein weniger wasserdurchlässiger Untergrund wird eingesetzt, das Regenwasser wird weggeleitet und fehlt den neuen jungen Bäumen und dem Mikroklima in der Straße. Das Pflaster wird oft nicht wieder perfekt verlegt und ist damit weniger haltbar, Geräuschprobleme entstehen. Wertvolles Material kann angeblich nicht wieder eingebaut werden und geht verloren. Die Anlieger zahlen kräftig und erhalten dafür eine Straße, die sie so gar nicht wollten. Wieweit sie nicht ausreichend informiert wurden oder die gegebenen Informationen nicht wahrgenommen haben, sei dahingestellt.
In der Straße Am Sportplatz sind für diese Maßnahme 150000 Euro veranschlagt. Die EWP zahlt die Verlegung der Leitung, die Hauseigentümer die Hausanschlüsse, das ist unumgänglich. Ich würde nun gerne prüfen, ob die von der Stadt vorgesehenen 150000 Euro für eine konventionelle Reparatur der Straße ausreichen würden, bei gleich bleibendem Anteil der EWP für die Wasserleitung und der Anlieger für die neuen bleifreien Hausanschlüsse.
Dann könnte die Straße bleiben wie sie ist, nach der Leitungsverlegung (Wasser und Abwasser) würde die Straße Stück für Stück fachgerecht repariert werden, die Querschnitte blieben unangetastet, die meisten Bäume könnten stehen bleiben, das Pflaster behielte seinen alten Verband und den Sanduntergrund, das Regenwasser würde in der Straßenfläche versickern, dadurch gereinigt vor Ort in das Grundwasser zurückfließen anstatt gesammelt und ungeklärt in die Havel geleitet zu werden.
Meine Vermutung ist, dass eine Reparatur für die Stadt nicht teurer als ein Ausbau ist, günstiger für die Anlieger wäre es allemal. Wird es im Zuge der gegenwärtigen Gespräche, für die sich die Verwaltung sehr offen zeigt, möglich, dies zu klären, könnte das Kapital, das eine Natursteinpflasterstraße und deren Großbaumbestand darstellen, für die Anwohner und die Stadt erhalten bleiben.
Saskia Hüneke ist Stadtverordnete von Bündnis 90/Grüne im Potsdamer Stadtparlament
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