Jüdisches Staatstheater Bukarest wird erforscht: Reste einer großen Kultur
Die Geschichte des Jüdischen Staatstheaters in Bukarest nach dem Zweiten Weltkrieg erforscht derzeit Professor Corina L. Petrescu von der University of Mississippi an der Universität Potsdam.
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Die Geschichte des Jüdischen Staatstheaters in Bukarest nach dem Zweiten Weltkrieg erforscht derzeit Professor Corina L. Petrescu von der University of Mississippi an der Universität Potsdam. Petrescu arbeitet aktuell mit einem Forschungsstipendium der Alexander-von- Humboldt-Stiftung als Gastwissenschaftlerin an der Potsdamer Uni.
Der jiddische Dichter Israil Bercovici (1921-1988) war langjähriger Direktor des Jüdischen Staatstheaters in Bukarest zu Zeiten der Ceaucescu-Diktatur und legte die umfangreiche Sammlung privat an. Sie ist eine einzigartige Quelle zur Geschichte jiddischer Lyrik, Prosa und des jiddischen Theaters – nicht nur in Rumänien – und umfasst Briefe, Lebensdokumente, Werkmanuskripte, Originalplakate, Programme, Fotografien sowie ein umfangreiches Pressearchiv. „Diese Sammlung ist einmalig“, betont Professor Christoph Schulte vom Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft. Er ist Gastgeber der Germanistin. Für ihre Forschungen nutzt die Wissenschaftlerin die 3000 Bände umfassende Bercovici-Sammlung der Universitätsbibliothek Potsdam.
Die Wissenschaftlerin Corina L. Petrescu will während ihres einjährigen Forschungsaufenthalts in Potsdam in den Dokumenten vor allem Informationen über die Ästhetik, die Programme, die Akteure und die Aufführungspraxis des 1941 gegründeten Jüdischen Staatstheaters in Bukarest suchen. „An diesem Theater ist Jiddisch noch eine lebendige Sprache – es sind die Reste einer einst großen Kultur“, erklärte Christoph Schulte. Vor der Shoah war Jiddisch die Alltagssprache der Juden in Osteuropa, heute werde es nur noch vereinzelt in Enklaven in den USA und Israel gesprochen. „Im Grunde ist es eine von den Nazis beinahe vernichtete Sprache.“ Das Forschungsprojekt von Petrescu sei daher nicht nur von historischem, sondern auch aktuellem Wert, so Schulte.
Am 2. November will Petrescu am Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft zur Semestereröffnung über ihre Forschung zum Jüdischen Staatstheater Bukarest und seiner Beobachtung durch die rumänische Geheimpolizei Securitate berichten. Die Wissenschaftlerin ist Associate Professor of German im Department of Modern Languages an der University of Mississippi und stammt selbst aus Rumänien. Aufgrund ihrer Sprachkenntnisse war es ihr möglich, in den Archiven der Securitate Akten über das Jüdische Staatstheater zu sichten und zu erforschen. PNN/Kix
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