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Landeshauptstadt: Rettende Stimme

Ein Notruf rettete Erika Raulf das Leben. Gestern sah sie ihren Schutzengel am Telefon zum ersten Mal

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Ein Notruf rettete Erika Raulf das Leben. Gestern sah sie ihren Schutzengel am Telefon zum ersten Mal Von Juliane Wedemeyer Eiche - Es gehört zu Kathrin Bischoffs Beruf, jeden Tag Leben zu retten. Doch daran denkt die Polizistin nicht, wenn sie zur Arbeit in die Notruf-Leitstelle des Polizeipräsidiums Potsdam fährt. Umso gerührter war die 28-jährige, als gestern Erika Raulf mit einem Blümchen vor ihr stand. Der jungen Frau schossen Tränen in die Augen, als die Frau, deren Stimme sie bisher erst einmal im Leben gehört hat, sich bei ihr bedankt. Dass die Potsdamerin die Polizistin an ihrem Arbeitsplatz besuchen kann, verdankt sie Kathrin Bischoff. Es ist noch keine zwei Wochen her, da dachte Erika Raulf: „Es geht zu Ende.“ Die herzkranke Frau kam gerade aus dem Garten in ihre Wohnung am Stern – als sie plötzlich keine Luft mehr bekam. „Todesangst“ habe sie in diesem Moment gespürt. Sie spuckte bereits Blut, als sie das Telefon ergriff: „110, diese Nummer war noch in meinem Kopf: 110“. Am anderen Ende der Leitung meldete sich die Stimme von Bischoff: „Notruf der Polizei Potsdam“. Der Anruf von Raulf war einer von rund 50 den Kathrin Bischoff an diesem 12. Oktober entgegen nahm. Wegen des vielen Bluts im Mund war Erika Raulf kaum zu verstehen. Doch das Wichtigste hatte die Polizeiobermeisterin heraushören können: Straße, Hausnummer. „Ich habe noch schnell nach der Etage gefragt, weil ich ja den Namen nicht verstanden hatte.“ Sofort alarmierte sie die Rettungsstelle. Und dann ging alles „wahnsinnig schnell“, erinnert sich Raulf. Sie hatte das Telefon kaum aus der Hand gelegt, da hörte sie schon eine Stimme: „Wo sind Sie?“ Mit letzter Kraft rief Erika Raulf : „Hier!“ Dann wurde alles schwarz und sie habe noch gespürt, wie sie fiel: „Die Schmerzen waren plötzlich weg.“ Aufgewacht ist sie erst wieder im Krankenhaus. Diagnose „Herzembolie“. Gerade noch rechtzeitig war der Notarzt eingetroffen. Ein paar Minuten später, und Erika Raulf wäre heute tot. Darum habe sie auch, kaum wieder daheim, sofort wieder die 110 gewählt: „Ich habe gefragt, wer hatte am 12. Oktober Dienst?“ Und dann habe sie dem Polizisten am Telefon gesagt, „dass diese Frau mir das Leben gerettet hat“. Sie hätte Kathrin Bischoff gern einen „riesengroßen Blumenstrauß“ mitgebracht. Weil ihr momentan das Geld dafür fehlt, hat sie ihrer Retterin stattdessen einen Ableger ihrer selbst gezogenen Duftgeranie mitgebracht: „Zum Einpflanzen. Wenn sie die Blätter streicheln, duftet es. Dann können sie an mich denken!“

Juliane Wedemeyer

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