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Von Petra Görlich: Rettungsanker Tutorien
Studierende höherer Fachsemester geben den Neuen Orientierung im Studium und Unterstützung im Fach
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„Die Tutorien fand ich super“, erinnert sich Christoph Beier an den Beginn seines Politikwissenschaftsstudiums an der Universität Potsdam. Heute ist er Mitarbeiter der Zentralen Studienberatung und empfiehlt jedem Erstsemestler, diese vorbereitenden und später auch begleitenden Angebote von Anfang an zu nutzen. Viele der Veranstaltungen sind fakultativ. Während die einen übergreifende, allgemeine Inhalte vermitteln, behandeln andere die für einzelne Fachgebiete typischen Fragen und Probleme.
Häufig werden die Tutorien von Studierenden höherer Fachsemester geleitet, so können die Neuen von den Erfahrungen der älteren Kommilitonen profitieren. „Das hat mir in den Tagen des Studienanfangs sehr geholfen“, sagt Christoph Beier, der sich später selbst als Tutor engagierte. „Uns wurden Ängste genommen, die Unsicherheit vor den kommenden Prüfungen und beim Bau des ersten eigenen Stundenplans.“ Die zumeist kleinen Gruppen seien überdies nützlich gewesen, um sich besser kennen zu lernen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wie Beier findet.
Aus dem Fakultätsalltag sind die Tutorien heute nicht mehr wegzudenken. Ein ganzes Baukastensystem ist mittlerweile entstanden. Unmöglich, alle einzelnen Bausteine in ihrer Verschiedenartigkeit zu beschreiben. Ziel des Systems aber ist es, die Studierfähigkeit zu fördern und in fachspezifischen Fragen zu helfen. Die Philosophische Fakultät unterstützt die Studierenden in der Studieneingangsphase mit fachnahen Tutorien in allen Fächern. Im so genannten „Studiumplus“ können Schlüsselkompetenzen erworben werden. Und für die spezifischen Einführungsveranstaltungen gibt es flankierende Hilfen.
In der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät bietet die Informatik unterstützende Veranstaltungen an. Vergleichbare Arbeitsgemeinschaften agieren an der Juristischen Fakultät bis zum fünften Semester in den jeweiligen Rechtsgebieten. Hier sind es wissenschaftliche Mitarbeiter, die die in den Vorlesungen erworbenen Kenntnisse vertiefen und Theoretisches mit konkreten Beispielen aus der Praxis veranschaulichen.
Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät beginnt in diesem Semester mit der Durchführung studentischer Tutorien zum Thema „Selbstreflexion und Planung“ in allen vier vorhandenen Fächern. Dabei sollen die neuen Studierenden Klarheit über ihre bisher erlangten Schlüsselqualifikationen, also etwa Sprach- oder IT-Kompetenzen, erhalten und herausfinden, welche Lücken sie noch schließen müssen. Nicht zuletzt bietet die Humanwissenschaftliche Fakultät Tutorien an, im Sport, in der Lehrerbildung und vielen anderen Fächern.
Tutorien existieren jedoch nicht nur an den Fakultäten. Auch der im Zentrum für Sprach- und Schlüsselkompetenzen angesiedelte Bereich „Studieneingangsphase“ bietet ein weit gefächertes Programm, das die Probleme von internationalen und deutschen Studienanfängern aufgreift und sie beim Einstieg und der sozialen Integration in den Universitätsalltag unterstützt. Hier geht es zum Beispiel darum, Kompetenzen zur Reflexion des eigenen Lernfortschritts zu erwerben, das Studium richtig zu planen und zu strukturieren. Die Module behandeln Fragen der Studienorganisation, des Selbst- und Zeitmanagements, der individuellen Karriereplanung, aber auch Methoden der wissenschaftlichen Recherche und des akademischen Lesens und Schreibens. Aber das Zentrum leistet noch mehr. Es qualifiziert auch jene studentischen Mentoren und Tutoren, die den Studienanfängern zur Seite stehen. Ihr Ausbildungsprogramm ist anspruchsvoll und weit gefasst. Es reicht von der „Methodik der Gruppenarbeit“ bis zur „Berufsbezogenen Selbstreflexion“.
Auch die Zentrale Studienberatung bildet Tutoren aus, allerdings mit etwas anderer Zielrichtung. In 30 Stunden erhalten Studierende hier das notwendige Know-how, um ihren jüngeren Kommilitonen bereits vor dem Start der Vorlesungen studienvorbereitendes Wissen vermitteln zu können. Dass das nicht so einfach ist, erfahren sie spätestens dann, wenn sie in der Ausbildung einzelne Abschnitte eines Tutoriums simulieren müssen. Etwa 50 Freiwillige wagen sich in jedem Ausbildungsgang an diese Herausforderung.
Die Universität plant, ihr Tutoriensystem weiter auszubauen. „Wenn Fakultäten, Fächer und zentrale Einrichtungen weiter eng zusammenarbeiten“, so Studienberaterin Irma Bürger, „bin ich sicher, dass das klappt.“
Petra Görlich
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