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Landeshauptstadt: Rettungsversuch für Insel Potsdam

Masterplan Potsdamer Westraum: Gespräch mit Oberbürgermeister um Wochen verschoben

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Potsdam droht der Verlust von EU-Fördermitteln zur Wiederherstellung seines Westraums. „Spätestens im Frühjahr 2008 müssen wir einen Masterplan haben, der als Grundlage für den Förderantrag dient“, sagt Roberto Pirzio-Biroli. Der italienische Landschaftsarchitekt hatte in Potsdam bereits die Wiederherstellung der Bornimer Feldflur geplant.

Ein im brandenburgischen Landwirtschaftsministerium gestern anberaumtes Treffen der Landschaftsplaner mit Oberbürgermeister Jann Jakobs war kurzfristig abgesagt worden. „Ich bewerte diese Absage aber nicht negativ“, sagt Jan Bornholdt vom Verein Landschaftspflege Potsdamer Kulturlandschaft, der zusammen mit dem Wildpark-Verein und der Lenné-Akademie das Projekt vorantreibt. Dem Vernehmen nach hatte Jakobs um eine Verschiebung des Gespräches gebeten, um sich selbst kundig zu machen und sich eingehend mit den Fachleuten in der Verwaltung zu beraten. In vier bis fünf Wochen soll das Gespräch nachgeholt werden.

Das Projekt, das eine Fläche von zirka 7000 Hektar umfasst, ist höchst anspruchsvoll. „Ziel ist es, die Achse von Sanssouci mit der von Lenné gestalteten Kulturlandschaft im Westen zu verbinden“, sagt Pirzio-Biroli. Es gehe um nicht mehr und nicht weniger als den Rest der Insel Potsdam zu retten. „Der Westraum ist jahrzehntelang als Müllplatz missbraucht worden“, sagt Bornholdt. Für die großen Mülldeponien in Golm und am Großen Heineberg hat Pirzio-Biroli bereits die Pläne zur Rekultivierung in der Schublade. Derzeit geschieht dort praktisch nichts. „Die Deponien werden nur gedeckelt“, so Bornholdt.

Die Planungsgruppe der drei Vereine hat glasklare Vorstellungen, wie weiter vorzugehen ist. Dreh- und Angelpunkt sei ein Plan, der die Einzelmaßnahmen integriere, sagt Pirzio-Biroli. Es habe keinen Sinn, ohne ein Gesamtsystem einzelne Maßnahmen zu treffen. Nur durch systematisches Vorgehen könne sich der Westraum zum touristischen und kulturellen Magneten entwickeln, ist der Landschaftsarchitekt überzeugt. Ohne die Restaurierung des Westraumes mit Wildpark, Geltow und Werder seien die Hohenzollern-Schlösser in ihrer touristischen Nutzung isoliert.

Zum bevorzugten praktischen Projekt gehört die Wiederherstellung des Golmer Luches mit seinen Gräben und Dämmen. „Das Golmer Bruch war das erste Naturschutzgebiet des Deutschen Reiches“, erinnert Bornholdt. Jetzt seien die Gräben funktionslos und die Deiche nicht begehbar.

Als „unkultiviertes Relikt einstiger Kulturlandschaft“ bezeichnet Bornholdt die Entenfängerteiche zu beiden Seiten des Werderschen Dammes am Wildpark. Eine Schautafel, angebracht vom Heimatverein Geltow, erinnert an die einstige Nutzung dieses Gebietes, in dem für die Hohenzollern jährlich bis zu 2000 Enten gefangen wurden. Nach den Vorstellungen der Planungsgruppe soll das Gebiet durch den Bau von Wegen und durch andere Gestaltungen wie einem „Vogel-Observatorium“ erlebbar werden.

Die Verbindungen zwischen einzelnen Räumen ist eines der Hauptanliegen des Masterplanes. So müsse ein „Lückenschluss“ zwischen der Bornimer Feldflur und Marquardt mit Obstgut und Schloss hergestellt werden, sagt Bornholdt, der vor allem an Verbindungen für „langsame Verkehrsmittel“ denkt.

Ein wichtiges Teilprojekt sei ferner der Umbau der Zernseebrücke. Die Verbindung vom Wildpark nach Werder müsse für Fußgänger und Radfahrer erschlossen werden.

Günter Schenke

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