Landeshauptstadt: Reumütiger Stromdieb
Bewährung und 50 Stunden gemeinnützige Arbeit für Vielfach-Täter
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Tim T. (32, Name geändert) beschäftigt die Gerichte seit Jahren. Sein Bundeszentralregister-Auszug weist acht Eintragungen auf. Immer wieder vergriff sich der Potsdamer an fremdem Eigentum. Aber er fühlte sich auch in der rechten Szene heimisch, musste sich wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten. Jetzt kam eine Verurteilung wegen Entziehens elektrischer Energie in vier Fällen hinzu. Der arbeitslose Heizungsinstallateur gab freimütig zu, zwischen dem 26. Januar und dem 5. Mai vorigen Jahres mehrfach den Stromzähler seiner damaligen Wohnung Am Stern überbrückt und elektrische Energie für 120 Euro abgezweigt zu haben. Dafür kassierte er nun eine Freiheitsstrafe von drei Monaten, ausgesetzt zu dreijähriger Bewährung, sowie 50 Stunden gemeinnütziger Arbeit.
„Ich habe aus einer Notlage heraus gehandelt“, beteuerte Tim T., der einen großen Schuldenberg vor sich her schiebt. Als ihm Anfang des Jahres 2006 eine Zahlungsaufforderung „in beträchtlicher Höhe“ ins Haus flatterte, ihm von den Stadtwerken bald darauf der Strom abgestellt wurde, habe er weder ein noch aus gewusst. „Es war falsch, was ich gemacht habe“, meinte er reumütig. Inzwischen habe er sich an die ambulante Wohnhilfe der Arbeiterwohlfahrt (AWO) gewandt, treffe sich wöchentlich mit seinem Betreuer. Oberstes Ziel sei es, sich einen Überblick über seine Verbindlichkeiten zu verschaffen und daran zu gehen, sie schrittweise zu begleichen. Die AWO habe ihn auch dabei unterstützt, eine neue Wohnung zu finden, nachdem er wegen Mietschulden aus der vorherigen geflogen sei, so Tim T. Um nicht wieder im Dunkeln sitzen zu müssen habe er mit seinem Energie-Unternehmen eine Tagespauschale von drei Euro vereinbart, die er wöchentlich bezahle. „So viel verbrauche ich aber nicht. Von dem Rest wird die Altschuld von ungefähr 8000 Euro reguliert“, berichtete der Angeklagte. Früher sei er von einer Wohnung in die andere gezogen, habe in zehn Jahren zehn Mietverträge unterschrieben. „Als ich 17 war, hat mich meine Mutter rausgeworfen. Ich habe es nie gelernt, einen Haushalt ordentlich zu führen“, gab Tim T. selbstkritisch zu. „Immer bin ich vor meinen Problemen davongelaufen. Das soll nun anders werden.“ Bereits vor einiger Zeit habe er sich von seinen Neo-Nazi-Freunden getrennt, dafür den Kontakt zum Vater wieder aufgebaut.
Der Richter nahm das wohlwollend zur Kenntnis, gab allerdings zu bedenken: „Sie standen zur Tatzeit unter laufender Bewährung. Trotz des relativ geringen Schadens kann da nur eine Freiheitsstrafe ausgesprochen werden.“ Drücke man eineinhalb Augen zu, könne man noch einmal Bewährung geben. Hoga
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