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Landeshauptstadt: „Revolution“ ist vorüber – Argus lebt

LEUTE IN POTSDAM Mit spektakulären Aktionen hatte sich Argus, die Arbeitsgemeinschaft für Umweltschutz und Stadtentwicklung, am Ende der DDR-Zeit gegen die Flächenabrisse von barocken Wohnhäusern in Potsdams Innenstadt gewehrt. Für die Staatssicherheit bestand die Gruppe um Carola Stabe, Matthias Platzeck und Saskia Hüneke aus „feindlich-negativen Kräften“, für die heimatverbundenen Potsdamer stellte sie eine Hoffnung dar.

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LEUTE IN POTSDAM Mit spektakulären Aktionen hatte sich Argus, die Arbeitsgemeinschaft für Umweltschutz und Stadtentwicklung, am Ende der DDR-Zeit gegen die Flächenabrisse von barocken Wohnhäusern in Potsdams Innenstadt gewehrt. Für die Staatssicherheit bestand die Gruppe um Carola Stabe, Matthias Platzeck und Saskia Hüneke aus „feindlich-negativen Kräften“, für die heimatverbundenen Potsdamer stellte sie eine Hoffnung dar. Auch nach der „Wende“ wurde sie in der Diskussion um das Potsdam-Center dieser Hoffnung gerecht und erreichte immerhin eine Begrenzung des Vorhabens. Und heute? Auch wenn die „revolutionären“ Aktionen seltener geworden sind, Argus lebt, erklärt dazu Sabine Abraham, die Geschäftsführerin des Vereins. Gerade bereitet sie eine Demonstration gegen ein mit schweren Eingriffen in die Natur verbundenes Verkehrsprojekt vor, bei den Protesten gegen den Havelausbau oder die Netzverknüpfung der B 1, B 2 und B 273 in Potsdam ist Argus stets dabei, jetzt gemeinsam mit anderen Vereinen und mit den Umweltschutzverbänden, die im Haus der Natur ein gemeinsames Dach gefunden haben. „Das bürgerschaftliche Engagement nimmt wieder zu“, hat Sabine Abraham beobachtet. Dafür sprächen die neu gegründeten Initiativen. Die junge Frau ist nicht vom Umweltfach, aber eine gebürtige Potsdamerin, der das Engagement für ihre Heimatstadt mit in die Wiege gelegt wurde. Herausforderungen hat sie schon immer gesucht. Nach dem Besuch der einstigen Russisch-Oberschule (heute Voltaire-Gesamtschule) und einer Baulehre begann sie ein Auslandsstudium. Das war zu DDR-Zeiten zwar nicht in England oder den USA möglich – aber in Kiew. In der jetzigen ukrainischen Hauptstadt erlebte sie Glasnost und Perestroika mit, um dann nach Potsdam mitten in die politische Wendezeit zurückzukehren. Das habe sie in ihrer Entwicklung viel weiter gebracht, schätzt Sabine Abraham ein. Beruflich nutzte es ihr aber nichts. Nach dem Babyjahr konnte die Elektroingenieurin nicht wieder an ihren Arbeitsplatz im Bau- und Montagekombinat (BMK) Ost zurückkehren, – der größte Potsdamer Baubetrieb wurde „abgewickelt“. So fand sie zunächst in der Grünen Liga, dann bei Argus eine (Teilzeit)Anstellung, bei der „Engagement und Idealismus gefragt sind“. Gern nimmt sie auch die unspektakulären „Mühen der Ebenen“ auf sich: das jährliche Ökomedia-Filmfestival, das ein großes Publikum erreicht, den Ausbau der Argus-Umweltbibliothek mit inzwischen mehr als 1600 Bänden und nicht zuletzt die Stellungnahmen zur Stadtentwicklung, die Vorstandsmitglied Saskia Hüneke in die Stadtverordnetenversammlung einbringt. Zuletzt ging es um die Sanierungsziele für die Brandenburger und ihre Seitenstraßen. Argus will hier den Wohnanteil sichern und erweitern, um die Innenstadt nicht weiter veröden zu lassen. E. Hoh

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