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Das 1770 von Unger errichtete Bauwerk beherbergt die Dortu-Grundschule.

© A. Klaer

Von Erhart Hohenstein: Revolution und Rokoko

Festlichkeiten zum Jubiläum der Dortu-Schule beginnen heute im Nikolaisaal

Stand:

Innenstadt - 1860 wurde im vormals Dortuschen Hause in der Potsdamer Waisenstraße die Städtische Höhere Töchterschule eröffnet. Seither, also 150 Jahre, wurde das Gebäude ununterbrochen für schulische Zwecke genutzt. Dieses seltene Jubiläum nimmt die heutige Grundschule „Max Dortu“ zum Anlass für mehrere festliche Veranstaltungen. Erster Höhepunkt ist am heutigen Donnerstag im Nikolaisaal eine Revue zur Schulgeschichte. Die rund 350 Kinder der Ganztagsschule können ein anspruchsvolles Programm bieten, denn sie besitzen ein Ballett, ein Orchester, einen Chor, eine Theater- und Musicalgruppe sowie Sportgruppen im Fechten, Judo und Hockey. Als Fremdsprachen werden Englisch, Französisch und Italienisch gelehrt.

Die Revue greift vor die Schulgründung zurück. In dem stattlichen, 1770 von Unger errichteten Haus des Justizrats Ludwig Dortu wuchs Sohn Maximilian (Max) Dortu auf. Die Lichtgestalt der 1848er Revolution wurde wegen der Teilnahme am Badischen Aufstand 1849 als Hochverräter hingerichtet. Später verkaufte die Witwe Dortu das Haus an die Stadt Potsdam, die hier die Töchterschule einrichtete. Die Einweihungsfeier fand 1860 im Gartensaal statt. Die Innengestaltung dieses festlichen Rokokosaals mit prachtvollen Stuckornamenten, Blütengirlanden, Früchten und Musikinstrumenten, stammt von Künstlern wie Hoppenhaupt und Sartori, die auch den Schlössern von Sanssouci und Rheinsberg ihren Glanz verliehen haben. Ein Kreis um Hans-Joachim Giersberg, ein früherer Dortuschüler, sammelte mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Spenden für die Restaurierung, die nun zum Schuljubiläum abgeschlossen wird. Neben dem früheren Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zählen die Autorin Erika von Hornstein („Adieu, Potsdam!“), die Verlegerin Bettina Hürlimann-Kiepenheuer oder die von den Nationalsozialisten ebenso wie unter Stalin verfolgte Widerstandskämpferin Margarete Buber-Neumann zu den prominenten Absolventen der Schule. Von den Lehrern ist Dr. Hermann Werth – von 1898 bis 1917 Rektor – als Verfasser einer „Deutschen Grammatik“, die zum Standardwerk wurde, bekannt geworden.

Als „vorzeitiges Jubiläumgeschenk“ wurde im Vorjahr ein moderner Speisesaal ausgebaut. Als dabei der alte Speisenaufzug entfernt wurde, berichtet Schulleiterin Gudrun Wurzler, entdeckten Bauleute dahinter das Klassenbuch der 7b aus dem Schuljahr 1949/50. Haben es dort jene vier Schüler versteckt, die gerade wegen „unverschämten Verhaltens“ einen Tadel erhalten hatten? Das Klassenbuch ist ein interessantes Detail in der Darstellung der Schulgeschichte. Dazu liegen die Erinnerungen ehemaliger Schüler und Lehrer, Fotos, Dokumente und auch die beiden Festschriften vor, die zum 50-jährigen 1910 und zum 75-jährigen Bestehen 1935 erschienen sind. Zum 100-jährigen Jubiläum 1960 in der DDR-Zeit gab es dann keine solche Schrift mehr. Erinnerungen und Dokumente sollen in das Schulmuseum aufgenommen werden, dessen Modernisierung und weiterer Ausbau noch bevorsteht. Überarbeitet wird gegenwärtig das Programm für die historische Schulstube, auf deren harten Bänken Schulklassen Unterricht auf Altväterart, allerdings ohne Rohrstock, erleben können.

Nach der Schulrevue im Nikolaisaal steigt am 18. September ein Hoffest, unter anderem mit einer Präsentation der Schulgeschichte und einem 150 Meter langen Kuchenbuffet. Außerdem laufen Wettbewerbe um das schönste Schulmodell, das schönste Schulfoto, das beste Schulgedicht und die beste Episode aus der Schulgeschichte. Ende Oktober folgt eine Jubiläumsgala für 150 geladene Gäste.

Erhart Hohenstein

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