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Landeshauptstadt: Richterin: Zweifel an der Unschuld bleiben

Zeuginnen erkannten den Fahrer nicht/Freispruch

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Zeuginnen erkannten den Fahrer nicht/Freispruch AUS DEM GERICHTSSAAL Von Gabriele Hohenstein „Freisprechende Urteile sind meistens materiell rechtlich falsch“, betont Amtsrichterin Judith Janik und gibt damit ihrem Zweifel an der Unschuld des Angeklagten Ausdruck. Dietmar D.* (50) freut es. Er verlässt den Verhandlungssaal als freier Mann. Ob er wirklich die Wahrheit sagte oder ob seine Geschichte klug erfunden war, lässt sich nicht klären. Der Staatsanwalt glaubt allerdings, der Wirtschaftsberater habe am 7. September vorigen Jahres mit seinem Audi am Pfingstberg einen Unfall verursacht und sich dann unerlaubt vom Ort des Geschehens entfernt. „Ich war an diesem Tag am Pfingstberg, und zwar in der Gaststätte der Gartensparte. Weil ich dort jahrelang selbst einen Garten hatte, kenne ich Hinz und Kunz“, erzählt der Familienvater. Irgendjemand – an die genaue Person könne er sich allerdings nicht mehr erinnern – habe ihn gebeten, ihm mal kurz sein Auto zu borgen. Das war nichts Ungewöhnliches. „Und 20 Minuten später hatte ich es ja auch schon wieder.“ Er sei höchst verblüfft gewesen, als ihn die Polizei der Fahrerflucht verdächtigte. „Ich hatte keinen Unfall“ , betont der Angeklagte. Sybille B. (49) und ihre Freundin aus Berlin spazierten an jenem sonnigen Sonntagvormittag über den Pfingstberg, als ihnen ein Audi mit ziemlich hoher Geschwindigkeit entgegenkam. „Die Straße war zugeparkt. Ich fühlte ich mich regelrecht bedroht. Als der Wagen an uns vorbei war, hörte ich einen Knall“, erinnert sich die Sekretärin. „Ich drehte mich um und sah, dass er ein seitlich geparktes Auto touchiert hatte.“ Der Audi-Fahrer habe kurz angehalten, dann allerdings Gas gegeben. Gemeinsam mit ihrer Freundin habe sie sich das beschädigte Auto angeschaut und eine Nachricht unter den Scheibenwischer geklemmt. „Der Fahrer hat richtig Stoff gegeben, obwohl eine Menge Fußgänger unterwegs waren“, schildert Renate K. (59) die Situation. „Ich wäre da nicht so langgebrettert.“ Nachdem der Audi einen am Fahrbahnrand geparkten Golf rammte, der danach deutlich eingedellt war, sei er „in extrem schnellem Tempo“ davongefahren, so die Drogistin. Ihre Freundin habe sich das Fahrzeugkennzeichen des Flüchtigen notiert. Nein, erkannt hätten sie den Mann am Steuer nicht, erklären die Zeuginnen. Folglich könnten sie auch nicht sagen, ob es der Angeklagte war. „Wenn Ihnen einmal das Gleiche passiert, wünschen Sie sich bestimmt auch, dass der Unfallverursacher erwischt wird“, gibt die Vorsitzende dem Angeklagten mit auf den Weg. (*Name geändert.)

Gabriele Hohenstein

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