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Baustelle für die Sporthalle.

© Manfred Thomas

Von Peer Straube: Richtfest ohne Schulterklopfen

Pro Potsdam gedenkt beim Rohbauende der Luftschiffhafen-Sporthalle des verunglückten Bauarbeiters

Von Peer Straube

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Potsdam-West - Richtfest für ein üppig gefördertes 18-Millionen-Euro-Projekt und nur ein paar Handvoll Leute sind da? Die sonst bei derlei Festivitäten übliche Stunde der hochoffiziellen Reden und des Schulterklopfens hat die Pro Potsdam ausfallen lassen. Keine Einladung war verschickt worden. Stattdessen wurde die Richtkrone über dem Rohbau der neuen Sportmehrzweckhalle am Luftschiffhafen am gestrigen Dienstag im Wesentlichen in aller Stille hochgezogen. Lediglich die Bauleute, Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Sportdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) sahen zu.

Das kommunale Unternehmen, Bauherr der Sporthalle und Entwicklerin des Luftschiffhafens zum Sportpark, reagierte damit auf den tödlichen Unfall auf der Baustelle am 11. Februar. An jenem Tag war wie berichtet ein 40 Jahre alter Bauarbeiter aus rund 3,50 Metern Höhe von einer Leiter gestürzt und mit dem Kopf auf einer Betonplatte aufgeschlagen. Wenige Stunden später war der Berliner im Bergmann-Klinikum an seinen schweren Verletzungen gestorben. Die Staatsanwaltschaft war nach ersten Ermittlungen von einem Unglück ausgegangen und hatte Fremdverschulden ausgeschlossen.

„Wir sahen keinen Anlass für ein rauschendes Fest“, sagte Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius. „Das wäre nicht angemessen gewesen.“ Einen Teil des so gesparten Geldes werde man der Familie des Verunglückten zur Verfügung stellen, kündigte Müller-Zinsius an. Jakobs wünschte dem weiteren Baufortschritt vor allem Unfallfreiheit. „Denn wie man sieht, ist das nicht selbstverständlich.“

Die Sporthalle bietet wegen ihrer schieren Dimensionen schon im Rohbau einen beeindruckenden Anblick. Wegen des fehlenden Daches fühlt man sich an eine römische Arena für Gladiatorenkämpfe erinnert. Die Zuschauertribünen stehen, „da fehlen nur noch die Sitzschalen“, so Müller-Zinsius. In den unteren Rängen befinden sich Hohlräume, in die später zusätzliche Tribünenplätze eingebaut werden. Bei Bedarf können sie herausgezogen werden. Knapp 2000 Zuschauer soll die Halle fassen können. Damit die Besucherströme sich optimal verteilen, sind in jedem der vier Treppenhäuser die Aufgänge gegenläufig zueinander angeordnet. In jedem Turm können die Zuschauer demnach zwei Treppen benutzen, ohne sich ins Gehege zu kommen. Das gewölbte Dach aus massiven Stahlträgern liegt zum Montieren bereit, in Teilen wird es verglast, um Tageslicht in die Halle zu lassen. Im vierten Quartal dieses Jahres soll das Gebäude an die Sportler übergeben werden, darunter die Volleyballerinnen des SC Potsdam, die Handballer vom VfL Potsdam, die Judoka vom UJKC und die Fechter des OSC.

Trotz des Bauverzugs durch den harten Winter werde man den Zeitplan halten, versicherte Müller-Zinsius. Das gleiche gelte für die Baukosten. Die haben sich für das Projekt allerdings ohnehin schon um eine Million Euro erhöht, unter anderem weil die Gestaltung des Umfeldes aufwendiger und der Abriss des Heizhauses mit einberechnet wird (PNN berichteten). Das Vorhaben wird bekanntlich mit 15 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II des Bundes gefördert.

Die denkmalgeschützte Villa Karlshagen nebst Grundstück will die Pro Potsdam laut Müller-Zinsius „demnächst“ ausschreiben. Die Gesamtsanierung dürfte den Käufer rund vier Millionen Euro kosten. Ob und wie die marode Turnerhalle saniert wird, soll laut Oberbürgermeister Jakobs in vier Wochen entschieden werden.

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