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Von Michael Erbach: Richtig nass gemacht

Junge Elf von Bernd Schröder verlor nach dem 0:2 durch Traumtore von Bajramaj und Kiesel die Nerven und leistete kaum noch Gegenwehr

Stand:

Die Fußballerinnen des 1. FFC Turbine Potsdam wurden beim DFB-Pokalendspiel am Samstag im Berliner Olympiastadion so richtig nass gemacht. Da war zum einen der gewitterartige Regen über dem Olympiastadion, der so heftig war, dass die Siegerehrung vom Innenraum auf eine der Tribünen verlegt werden musste. Noch mehr aber wurden die Turbienen von ihren Gegnerinnen nass gemacht – der Mannschaft vom FCR 2001 Duisburg. 0:7 hieß es am Ende eines Spiels, das Turbine niemals in dieser Höhe hätte verlieren dürfen.

Dabei fing alles so gut an: Nach zunächst ausgeglichenem Verlauf besaß Abwehrspielerin Stefanie Draws in der 18. Minute die große Chance zur Führung. Nach ihrem Kopfball prallte das Leder erst an den linken, dann an den rechten Innenpfosten, ehe Duisburgs Torhüterin Kathrin Längert eingreifen konnte. Doch dann brach das Unheil über die junge Mannschaft von Trainer Bernd Schröder herein: Ausgerechnet Fatmira Bajramaj, die in der neuen Saison in Potsdam spielen wird, schoss das 1:0 für Duisburg durch eine sehenswerte Direktabnahme nach Flanke von Laudehr (28.). Da waren die Fans von Turbine noch bester Stimmung, schließlich haben die Potsdamerinnen schon so manches Spiel gedreht. Doch an diesem Samstag fehlte genau dieser Siegerwille. Nichts, aber auch gar nichts gelang den Turbine-Spielerinnen, die Chancen nach dem verheißungsvollen Auftakt ließen sich fast an einer Hand abzählen. Und Duisburg drehte auf. Mit dem 2:0 von Annemieke Kiesel in der 38. Minute spielte sich der Tabellendritte in einen Rausch, der nur durch den Halbzeitpfiff unterbrochen wurde. Denn nach der Pause fielen die Tore unentwegt. Wiederum Kiesel (47.), Femke Maes (50.), zweimal Inka Grings (54. und 86.) trieben das Ergebnis auf 0:6. Sie liefen ihren frustrierten Potsdamer Gegenspielerinnen einfach davon oder nutzten Fehler der entnervten Torhüterin Desiree Schumann. Das 0:7, in der Schlussminute von Alexandra Popp (90.) erzielt, wirkte dann wie eine Demütigung.

Turbine-Trainer Bernd Schröder, der gerne mal am Spielfeldrand tobt und auch schreit, wirkte in der zweiten Halbzeit so ruhig wie selten. Viele Minuten verharrte er auf seinem Platz. War es der Regen, der ihn davon abhielt, seinem eigentlichen Temperament zu folgen? Seine Erklärung: „So eine Situation erlebt man selten und ich hoffe auch, dass es nicht wieder dazu kommt. Ich konnte nicht ahnen, dass wir so viele Tore kassieren und hatte Probleme, damit umzugehen. Was soll man seiner Mannschaft auch sagen, wenn es am Ende so läuft? Da kann man selbst nichts mehr tun.“ Zugleich zeigte er sich zuversichtlich, dass Turbine in der kommenden Saison mit Fatmira Bajramaj mehr Stabilität und Cleverness zeigen werde.

Erstaunlich, dass die Turbine-Fans bis zum Schluss zu ihrer Mannschaft hielten und jede noch so kleine erfolgreiche Aktion der Potsdamerinnen auf dem Platz bejubelten. Doch am Ende verließen die Turbine-Spielerinnen mit hängenden Köpfen das Olympia-Stadion – in dem zum letzten Mal ein Pokalendspiel der Frauen ausgetragen wurde. Ein kleines Kompliment gab die Duisburger Trainerin Martina Voss Turbine mit auf den Weg: „Die sehr junge Mannschaft von Turbine Potsdam hatte Probleme, mit einer solchen Situation zurecht zu kommen. Das 7:0 spiegelt niemals das wider, was beide Mannschaften können.“

Die Turbine-Elf muss nun sehen, dass sie sich bis zum letzten Punktspiel gegen Wolfsburg (7. Juni, 14 Uhr, Liebknecht-Stadion) wieder berappelt und durch einen Erfolg den zweiten Rang in der Abschlusstabelle sichert. Dass der punktgleiche Spitzenreiter Bayern München beim Tabellenletzten TSV Crailsheim patzt und denTitel noch an die Potsdamerinnen abtritt, ist nicht zu erwarten.

Michael Erbach

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