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WIEDEMANN bildet: Richtige Angebote gesucht

Seit ein paar Wochen will uns ein großer Technikmarkt davon überzeugen, dass Weihnachten unterm Baum entschieden wird. Und zwar Dank seiner medientechnologischen Angebote und gegen Weihnachtstraditionen, wie Weihnachtslieder, die Weihnachtsgeschichte oder einem Weihnachtsmann, der solche Produkte nicht im Sack hat und mit „Du kannst nach Hause fahren“ von Kindern unterm Weihnachtsbaum verabschiedet wird.

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Seit ein paar Wochen will uns ein großer Technikmarkt davon überzeugen, dass Weihnachten unterm Baum entschieden wird. Und zwar Dank seiner medientechnologischen Angebote und gegen Weihnachtstraditionen, wie Weihnachtslieder, die Weihnachtsgeschichte oder einem Weihnachtsmann, der solche Produkte nicht im Sack hat und mit „Du kannst nach Hause fahren“ von Kindern unterm Weihnachtsbaum verabschiedet wird. Ich fand diese Hörfunkwerbung zunächst ganz amüsant. Bin dann aber mit zunehmender Präsenz dieses Werbekonzeptes ob dessen Botschaften nachdenklich geworden. Eine Playstation oder andere medientechnologische Errungenschaften entscheiden also über das Gelingen des Weihnachtsfestes, über die Akzeptanz von Vätern bei ihren Kindern (Mütter kamen in dieser Werbung meines Wissens nicht vor!): „Super-Papa!“ und der Weihnachtsmann wird auch gleich als in ein technologiebestimmtes Weihnachten ebenso wenig integrierbar wie Weihnachtslieder oder die Weihnachtsgeschichte bestimmt. Und nun haben die Weihnachtsmänner und -frauen, die Eltern und die Großeltern vielleicht ein Problem und damit auch ich als Opa von Tom. Wobei das Problem weder dieser Technikmarkt noch seine – zugegebenermaßen für mich etwas aggressive – Werbung ist. Das Problem ist, wie wir mit dem Weihnachtsfest überhaupt umgehen? Unser vierjähriger Enkelsohn ist davon überzeugt, dass seine uns per Mail übersendeten Wünsche an den Weihnachtsmann auch erfüllt werden, weil er ja definiert hat, was er erwartet. Er hat es ja aufgeschrieben – von seiner Mutti aufschreiben lassen! –, so lautet seine telefonisch vermittelte Begründung dafür, dass er seine Wünsche vom Potsdamer Weihnachtsmann auch erfüllt sehen will!

Ich weiß nicht, ob die Erfüllung seiner Wünsche mit den Angeboten dieses Technikmarktes korrespondiert. Ich weiß aber und dass ist mir wichtig, dass Tom wie alle anderen Kinder in diesem Alter beeinflussbar ist von unseren Angeboten. Solche Angebote könnten die Angebote eines Technikmarktes, der verschiedenen Kirchen oder auch der durch Eltern oder Großeltern vertretenen emotionalen Bezugsgruppen sein!

Ich weiss sehr wohl, dass Weihnachten unterm Baum entschieden wird. Ich möchte aber nicht, dass der emotionale Erfolg der Bescherung nur von medientechnologischen Produkten abhängt! Und ich weiß sehr wohl, dass für die Leserinnen und Leser meiner Kolumne nicht entscheidend ist, was ich will. Indem ich hiermit den Leserinnen und Lesern der PNN ein gesegnetes Weihnachtsfest wünsche, verabschiede ich mich von Ihnen in der Hoffnung, dass Sie Weihnachten für sich und Ihre Familie entscheiden konnten.

Dieter Wiedemann ist Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg (HFF). Er hat zahlreiche Publikationen zu Film und Fernsehen verfasst.

Dieter Wiedemann

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