Landeshauptstadt: Riesen ziehen mit Frostballenmethode um
Urania-Exkursion zum Tag des Baumes / Neue Wildapfelbäume für Marquardter Landschaftspark
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Urania-Exkursion zum Tag des Baumes / Neue Wildapfelbäume für Marquardter Landschaftspark Von Erhart Hohenstein Die Pflanzlöcher waren schon ausgehoben, und so fanden die vier Wildapfelbäume schnell ihren Platz im Marquardter Landschaftspark. Die etwa 30 applaudierenden Teilnehmer der Urania-Exkursion anlässlich des Tages des Baumes waren dabei nicht nur Zuschauer, sie hatten neben dem ortsansässigen Hotel Roggenbuck durch ihre Spenden den Kauf der je 120 Euro teuren Bäume möglich gemacht. Die Allee aus wilden Obstbäumen ist eine der Besonderheiten des Ende des 18. Jahrhunderts angelegten Schlossparks, der ab 1823 durch Lenné neu gestaltet wurde. Ihre Bäume sind überaltert, und so freut sich Axel Blum, der dem Kultur- und Heimatverein des Ortes angehört, sehr über die Verjüngung. Der Park macht einen guten Eindruck, wozu nicht zuletzt die Unterstützung des Potsdamer Fachbereichs Stadtgrün für den neuen Ortsteil beigetragen hat. Auch die Straßenbäume wurden beschnitten und die Stelle des Parkgärtners nicht wie zuerst beabsichtigt gestrichen, hob Blum hervor. Die Exkursion, die die Erhaltung alter Bäume und Alleen in den Mittelpunkt stellte, hatte frühmorgens in Sanssouci begonnen. Gartendenkmalpfleger Gerd Schurig führte die Wanderer unter anderem zu uralten Platanen im Marlygarten. Man sollte es kaum glauben, aber sie standen früher auf dem 1753 eingeweihten Friedhof am Nauener Tor und wurden nach dessen Schließung 1796 hierher umgepflanzt. Solche bereits hohen Bäume zu versetzen, forderte die ganze Kunst des Gärtners. Er hebt um die Stämme einen Graben aus, wobei weitausladende Wurzeln gekappt werden, und füllt ihn mit Humus und Dünger, die zur Neuausbildung vieler feiner Würzelchen beitragen. Im Winter wird der Baum mit dem dann zusammen gefrorenen Wurzelballen an seinen neuen Ort gebracht. Man spricht deshalb von der Frostballenmethode. Diese Kunst beherrschen die Gärtner auch heute noch. Schurig zeigte eine Blutbuche, die im Alter von bereits 100 Jahren aus der Nähe der Großen Fontäne an den Parkgraben umgepflanzt wurde. Der Gartendenkmalpfleger wies während des Rundgangs auch auf die Pflicht der Stiftung hin, die Verkehrssicherheit an den Wegen zu gewährleisten. Dies zwingt manchmal dazu, schöne alte, aber brüchige Bäume zu fällen. So gab es eine schwierige Auseinandersetzung, als ein von einer Eiche herabbrechender Ast ein parkendes Auto zerbeulte. Die Verkehrssicherheitspflicht spielte dann auch auf der nächsten Etappe der Exkursion, der Bornimer Feldflur, eine Rolle. Hier hatte Dr. Konrad Näser die Leitung übernommen. Der bekannte Staudenzüchter zeigte alte Linden, deren Kronen nach einer Beschwerde über einen einzigen herab gefallenen Ast auf erschreckende Weise zusammengestutzt wurden. Auf diese Weise erzeuge man „Pinselbäume“, meinte er sarkastisch. Die teils gerodeten, teils bis zur Unkenntlichkeit verwilderten Hecken-und Alleepflanzungen, durch die Hofgärtner Emil Sello unter Lenné die Ackerflächen des Amtes Bornim gliederte und vor Winderosion schützte und damit zugleich die Landschaft aufschmückte, waren zur Buga 2001 wiederhergestellt worden. Heute ist dieses Gebiet zu einem Ausflugsziel vieler Radler und Spaziergänger geworden. Leider aber auch einiger Vandalen: Am höchsten Punkt der revitalisierten Lindenallee zwischen Bornstedt und Amt Bornim soll ein Aussichtsplatz „Bellevue Augustenruh“ entstehen, wie er schon Lenné und Sello vorschwebte, den sie aber nicht verwirklichen konnten. Leider ist der Aufsteller, der – auch als Anregung für Sponsoren – dieses Vorhaben vorstellt, dermaßen besprayt und besudelt, dass Erläuterung und Zeichnung nicht mehr lesbar sind.
Erhart Hohenstein
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