Landeshauptstadt: Ring unterm Kreuz
Nikolaikirche ist Werbefläche für Filmpark Babelsberg: „Nicht unumstritten“
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Innenstadt/Babelsberg - Die Nikolaikirche wirbt seit gestern auf 900 Quadratmetern für den Filmpark Babelsberg. Dafür erhält die evangelische Kirchengemeinde St. Nikolai einen finanziellen Zuschuss für die Sanierung des Gotteshauses am Alten Markt. „Potsdam hilft Potsdam“ überschrieb Pfarrerin Susanne Weichenhan die Kooperationsvereinbarung. Es ist das erste Mal in Potsdams Geschichte, dass eine Kirche als Werbeträger dient.
Seit Einrüstung des Kuppelbaus von Karl-Friedrich Schinkel vor über einem Jahr versuchte die Gemeinde, die 2000 Quadratmeter Fläche, die den Tambour umschließen, zu vermarkten. Die Stadt hatte eine Sondergenehmigung für dieses Vorhaben erteilt, sagte Weichenhan; Zwei Agenturen bemühten sich nacheinander um Akquise. Am Ende habe nur noch beten geholfen. „Und wir wurden erhört“, so die Pfarrerin. Es habe auch schon vor dem Angebot des Filmparks durchaus Interessenten gegeben, ergänzte Gemeindesprecherin Anja Kriebel. Deren Werbemotive aber hätten nicht zur Kirche gepasst, erklärte sie, ohne Beispiele zu nennen. Dass nun seit gestern Hobbit Frodo aus der Filmtrilogie „Herr der Ringe“ von der Nikolaikirche auf die Stadt herunterblicke, sei hingegen mit dem Kirchenanliegen vereinbar, so die Gemeindesprecherin, die selbst die Tolkien-Verfilmung auf DVD zu Hause hat. Frodo sei der „Kleinste und Schwächste der Truppe“ und er trage den Ring und die Verantwortung. „So wie unser Herr Jesus alle Last auf sich genommen hat.“ Trotzdem erwarte sie Diskussionen, so Kriebel. „Die Werbung für den Filmpark und seine derzeitige ,Herr der Ringe“-Ausstellung an St. Nikolai ist nicht unumstritten“, räumte sie ein.
Seit 50 Tagen zeigt der Themenpark in der Babelsberger Medienstadt die Schau mit knapp 500 Exponaten und Kostümen aus Mittelerde – Originalstücke aus Peter Jacksons Filmproduktionen. Die Ausstellung laufe zu seiner „vollsten Zufriedenheit“, zog der Geschäftsführer des Filmpark, Friedhelm Schatz, gestern Zwischenbilanz. Mehr als 65 000 Besucher habe man bisher gezählt – sie kämen aus der ganzen Welt: Japan und Lettland, Kanada und Spanien. „Wir sind bei Land 40“, sagte Schatz. 100 000 Besucher insgesamt wären „großartig“. Am 3. April eröffnet der Filmpark seine diesjährige Saison. Auch das werde die Besucherzahl der Schau steigen lassen, so der Filmparkchef. Bis einschließlich 29. April sind die „Herr der Ringe“-Exponate zu sehen. Danach werde das Frodo-Plakat an der Nikolaikirche abgenommen. Die Werbung für den Filmpark aber bleibe insgesamt drei Monate. Das Werbevertragsende fällt mit dem Auslaufen der Sondergenehmigung zusammen. Wenn bei den Sanierungsarbeiten alles glatt gehe, könne dann auch das Gerüst fallen, so Sprecherin Kriebel. Die anfänglich durch die Vermarktung der Gerüsthülle erwarteten Einnahmen werde die Gemeinde allerdings nicht mehr erzielen. Die 2000 Glieder zählende Kirchgemeinde hat sich durch eine Kreditaufnahme in Höhe von zwei Millionen Euro an den insgesamt 6,5 Millionen Euro Sanierungskosten beteiligt. Mit den Werbeeinnahmen soll ein Teil des Kredits getilgt werden. Wie viel der Filmpark bezahlt, war nicht zu erfahren. Die Beteiligten haben Stillschweigen vereinbart.
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