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Landeshauptstadt: Ringelshirt und Wollkostüm

Die Modewelt lobt Mari Otberg – nun hat sie ihren Laden in Mitte

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Die Modewelt lobt Mari Otberg – nun hat sie ihren Laden in Mitte Wenn Modedesigner eine eigene Firma aufbauen, dann oft zu zweit, weil einer allein Arbeit und Risiko nicht tragen kann. Mari Otberg, so zierlich sie ist, zieht das Ding alleine durch. Ging nach Schneiderlehre und Designstudium nach London, gründete dort ihr Label „Just Mariot“ und wurde bald sogar von Suzy Menkes, einer der wichtigsten Modekritikerinnen der Welt, gelobt. Nach viereinhalb Jahren kam sie nach Deutschland zurück: „Ich bin froh, dass ich nach Berlin gekommen bin. Hier hat sich viel getan“, sagt sie. Es sei zwar auch noch immer sehr viel sehr hässlich, aber es gebe auch schöne Ecken. Zwei Jahre lang diente ihr eine Wohnung in Wedding als Atelier, dann war der nächste Schritt dran: der erste eigene Laden. Eröffnung, Ordergeschäft, Umzug, Arbeit, Arbeit, Arbeit – obwohl sie unter Druck steht, wirkt Mari Otberg entspannt. Sie weiß, was sie will. Der mädchenhaft ausgestellte Rock, das orange Ringel-T-Shirt sind keine Girlie-Spielereien, sondern Kontrastprogramm. Und davon lebt auch die Mode, die Mari Otberg entwirft. Handwerk und Verspieltheit. Ein braunes Wollkostüm, elegant geschnitten und zuverlässig verarbeitet, wird garniert mit knallbunten, gestickten Blumen und einer bunten Halskette. T-Shirts versieht Mari Otberg mit Perlen- und Paillettenmotiven, säumt Tweedröcke mit rosa Tüll und verteilt applizierte Kleeblätter über eine ganze Kollektion, doch der Balanceakt zwischen Kitsch und Ironie gelingt immer. Das liegt nicht zuletzt an der sorgfältigen Verarbeitung: „An fast jedem Stück ist etwas von Hand gemacht“, sagt sie. Die Nachfrage ist mittlerweile so groß, dass in absehbarer Zeit die Entscheidung für bewusste Exklusivität oder billigere Produktion in größeren Stückzahlen ansteht. Zum Logo, das groß und elegant an der Schaufensterscheibe des neuen Ladens prangt, würde vermutlich besser die erste Möglichkeit passen: Der goldene, mehrfach geschwungene Faden, der in einer Nadel steckt, sieht aus wie für einen Schneider in der ehrwürdigen Londoner Savile Row gemacht. Der Stil des Labels ist in dem kleinen Ladenraum in der Gipsstraße sofort wieder zu erkennen. Über dem grau-roten Fliesenboden der ehemaligen Fleischerei hängt ein überdimensionaler Kronleuchter, fast unter der Decke zieht sich ein zierlicher Goldfries an der Wand entlang. Außer ihren Kollektionen wird Mari Otberg hier Schmuck der Berliner Firma Tosh verkaufen, selbst illustrierte Postkarten und „Fundstücke“ wie das antike Schaukelpferd, das schon in einer Ecke steht: „In einem Laden muss es auch Kleinigkeiten geben, die man ohne Aufwand mitnehmen kann.“ Susanna Nieder Just Mariot, Gipsstraße 9 (Mitte), Mo-Fr 12-19 Uhr, Sa 12-16 Uhr

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