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Landeshauptstadt: Risikostadt für Rad fahrende Kinder

Aktueller Unfallatlas: Junge Potsdamer sind besonders oft Unfallopfer / Laut Polizei steigt Tendenz

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Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind als Radfahrer einen Unfall erleidet, ist in Potsdam überdurchschnittlich hoch. Dies geht aus dem jüngst veröffentlichten Kinderunfallatlas der Bundesanstalt für Straßenwesen hervor. So verunglückten zwischen 2003 und 2005 in Potsdam genau 84 mit dem Rad fahrende Kinder, was laut dem Bericht einer Unfallkennziffer von 1,76 Fahrrad-Unfällen je 1000 Kindern bis 14 Jahren entspricht. Der bundesweite Durchschnitt für diesen Wert bei Städten mit einer Größe von 100 000 bis 500 000 Einwohnern beträgt 1,23. Orte wie Wuppertal erreichen sogar Unfallkennzahlen von nur 0,44.

Auch bei den Gesamt-Unfallzahlen liegt Potsdam laut der Bundesbehörde über dem Durchschnitt – wenn auch nur leicht. Demnach verunglückten im Berichtszeitraum 164 Kinder, was einer Unfallkennzahl von 3,43 entspricht. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 3,38. Als beste Stadt erreichte Ulm einen Wert von 2,39. Potsdam gilt dagegen als Stadt mit „hoher Unfallbelastung“ bei Kindern. Im absoluten Ranking von 439 Städten und Gemeinden im Bundesgebiet erreichte Potsdam nur Platz 366. Überdurchschnittlich gefährdet sind demnach auch Kinder als Fußgänger.

Dass sich das Problem nicht wesentlich verändert hat, zeigten gestern auch die aktuellen Zahlen der Polizei. Danach gab es im Jahr 2006 in Potsdam 36 Kinderunfälle, im vergangenen Jahr 40. Jeweils 31 Kinder verletzten sich. Dieses Jahr hätten sich bis in den Juli hinein schon 21 Unfälle mit Kindern ereignet, so die Polizei weiter. Dabei hätten sich schon 19 Kinder verletzt. „Die Tendenz zeigt einen leichten Anstieg“, sagte Polizeisprecherin Angelika Christen den PNN. Ein Unfallschwerpunkt ist dabei der Weg zur Schule: Dort ereigneten sich im vergangenen Schuljahr in Potsdam zwölf Unfälle mit elf verletzten Kindern, im Jahr zuvor waren es noch 10 Unfälle, bei den sich sechs Kinder verletzten. „Die Zahlen zeigen, dass wir weiter Aktionen zur Schulwegsicherung anbieten müssen“, so Christen. An der Regenbogenschule in Fahrland – dort ist eine Tempo-30-Zone – stoppte die Polizei gestern einen Lastwagen aus Jüterborg, der mit 57 Kilometern pro Stunde unterwegs war. Von insgesamt 112 Autos, die dort zwischen 7 und 9 Uhr vorbeifuhren, überschritten demnach elf Wagen die zulässige Geschwindigkeit.

Doch nicht nur zu schnelle Autos gelten als Sicherheitsproblem für Potsdams Kinder – gerade wenn sie auf dem Rad sitzen. Gegen noch fehlende Radwege und für mehr Sicherheit hat die Verwaltung erst im Frühjahr ein Konzept für ein besseres Streckennetz in der Stadt vorgestellt. Mit Einzelmaßnahmen soll so der Anteil der Radfahrer in der Landeshauptstadt auf 27 Prozent steigen. Allerdings hat die Polizei Teile der Pläne bereits kritisiert – etwa eine geplante Verengung der Zeppelinstraße zugunsten eines Radweges (PNN berichteten). H. Kramer

H. Kramer D

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