Landeshauptstadt: Risse in Potsdamer Combino-Bahnen Verkehrsbetrieb will an Siemens-Vertrag festhalten
Von Detlef Gottschling Die Befürchtungen sind eingetreten: Potsdamer Combino-Straßenbahnen werden seit vergangenem Dienstag von einem speziellen Siemens-Team zerlegt, und man hat dabei Risse gefunden im oberen Bereich der Türstürze. Damit, so Martin Weis, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe in Potsdam (ViP), werde man sich auf eine längere Frist bis zur eventuellen Wiederinbetriebnahme der Bahnen einstellen müssen.
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Von Detlef Gottschling Die Befürchtungen sind eingetreten: Potsdamer Combino-Straßenbahnen werden seit vergangenem Dienstag von einem speziellen Siemens-Team zerlegt, und man hat dabei Risse gefunden im oberen Bereich der Türstürze. Damit, so Martin Weis, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe in Potsdam (ViP), werde man sich auf eine längere Frist bis zur eventuellen Wiederinbetriebnahme der Bahnen einstellen müssen. Eine Freigabe von Fahrzeugen mit derartigen Beschädigungen sei nicht möglich, und die Ursachenforschung sei in vollem Gange. Noch am Nachmittag ist Martin Weis zu Verhandlungen nach Berlin gefahren: Der Berliner Verkehrsbetrieb (BVG) hatte Potsdam angeboten, auf Mietbasis mit Straßenbahnen auszuhelfen (PNN berichteten). Dabei seien nicht nur Tatra-Bahnen im Gespräch sondern auch Niederflurfahrzeuge von Adtranz aus Hennigsdorf. Letztere würden helfen, den Notstand der Behinderten in Potsdam wieder zu beheben. Nachdem die Combino-Bahnen am vergangenen Freitag auf Empfehlung von Hersteller Siemens aus dem Verkehr gezogen wurden, stellte sich der öffentliche Nahverkehr für Behinderte als unüberwindbare Hürde dar. Beim gestrigen Runden Tisch zwischen dem Behindertenbeauftragten der Stadt Potsdam, Uwe Högemann, und Bernd-Michael Rabisch, Leiter Verkehr beim ViP, wurde eine ab heute geltende Übergangslösung gefunden: Kunden, die im Besitz eines Schwerbehindertenausweises „aG“ sind, können über die ViP-Telefonnummer (0331) 66 14-333 oder 66 14-0 ihren Beförderungswunsch anmelden. Dazu wird ein behindertengerechter Bus, in dem zugunsten von Rollstühlen Sitzplätze entfernt wurden, zu einer vereinbarten ViP-Haltestelle geschickt. Der ViP werde sich bemühen, den Fahrtwunsch so kurzfristig wie möglich zu erfüllen, bitte jedoch um Verständnis, wenn es zu einer Wartezeit kommt oder der Bus unterwegs weitere Fahrtwünsche erfüllt, heißt es in einer Erklärung. Fahrtwünsche sollten möglichst rechtzeitig angegeben werden sowie bereits feststehende Rückfahrten. Wie Martin Weis gestern sagte, wolle man als Zwischenlösung auch Kontakte zum Alstom-Konzern mit Sitz in Salzgitter herstellen, der im französischen La Rochelle Straßenbahnen baut. Dort wird für die irische Stadt Dublin die Citadis-Tram produziert, die je nach Wunsch drei-, fünf- oder sechsteilig ausgeliefert wird. Diese Niederflurbahn hat einen geschweißten Aluminium-Rumpf. Unabhängig davon aber halte man an dem Vertrag mit Siemens fest, so Weis: „Wir gehen davon aus, dass wir weitere Bahnen dort wie vereinbart abrufen.“ Das Ziel bleibe, die vorhandenen Combinos so schnell wie möglich wieder in den Verkehr zu bringen. Jede einzelne der 16 Potsdamer Bahnen werde nun auseinander gebaut. Sollte sich zwischenzeitlich herausstellen, dass die Risse nicht konstruktionsbedingt auftreten, könne man eventuell sogar einzelne nicht betroffene Bahnen wieder fahren lassen. Die Schäden sei im Übrigen bei normalen Untersuchungen nicht zu finden, so Weis. Mit der so genannten Rot-Weiß-Prüfung, bei der das entsprechende blanke Bauteil eingefärbt und nach längerer Einwirkphase mittels eines Entwicklers wieder gereinigt werde, könne man derartige Haarrisse sichtbar machen. Diese Methode werde so im Schiff- und Flugzeugbau sowie im Kraftwerksbau angewandt. Der Verkehrsbetrieb sieht sich nach den Angaben seines Geschäftsführers nur als Zwischenfinanzier sämtlicher Aufwendungen, die durch die Rückrufaktion von Siemens ausgelöst wurden. Welche Kosten vom Combino-Hersteller letztlich übernommen würden, sei noch offen. Einen Zeitrahmen bis zur Reparatur, Umkonstruktion oder Wiederinbetriebnahme der Siemens-Bahnen „Combino“ gibt es bis jetzt nicht. Am vergangenen Montag hatte der ViP informiert, dass die Wiederzulassung einen so genannten Dauerschwingtest zur künstlichen Alterung der Bahnen voraussetze – dieser allerdings dauere fünf bis sechs Monate. Vorausgesetzt, man hat auch eine einsatzfähige Bahn dafür
Detlef Gottschling
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