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Aus dem GERICHTSSAAL: Robinien heimlich abgesägt Nachbarschaftsstreit gütlich beigelegt

Ein bizarrer Nachbarschaftsstreit beschäftigte am Montag das Amtsgericht. Es ging um fünf Robinien, die Detlev D.

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Ein bizarrer Nachbarschaftsstreit beschäftigte am Montag das Amtsgericht. Es ging um fünf Robinien, die Detlev D.* (52) zwischen Oktober 2012 und Februar 2013 auf dem Waldgrundstück seines Nachbarn heimlich abgesägt haben soll. Die Anklage lautete auf Diebstahl, da der Mann das relativ wertvolle Holz für sich verwendet haben soll. Detlev D. wandte sich vehement gegen den Vorwurf, ein Langfinger zu sein. Er habe die Bäume abgeholzt, weil er Schaden von spielenden Kindern und Waldspaziergängern abwenden wollte, betonte der Potsdamer. Schließlich hätten die Robinien nach mehreren Stürmen krumm und schief in der Gegend gestanden. In der Vergangenheit habe die Feuerwehr sogar schon einmal ausrücken müssen, um einen entwurzelten Baum zu bergen, der die Straße blockierte. Im Übrigen hätte sich sein Nachbar das vermeintliche Diebesgut problemlos wiederholen können. „Die Stämme liegen noch heute auf meinem Grundstück. Das habe ich ihm mehrfach gesagt.“

„Warum haben Sie nicht einfach das Ordnungsamt informiert, wenn Sie glauben, dass von den Bäumen eine Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht“, wandte sich Amtsrichterin Cornelia Michalski an den Angeklagten. „Das hätte ich tun können, das ist mir heute auch klar“, parierte der vermeintliche Holzdieb. Doch damals sei die Situation verfahren gewesen. „Mein Nachbar wollte ein Exempel statuieren. Deshalb hat er mich bei der Polizei angezeigt. Es ging ihm gar nicht um das Holz“, mutmaßte Detlef D.

Forstwirt Karl K.* (64) und sein Sohn bewirtschaften den Wald gegenüber des Grundstücks von Detlev D. gewerblich. Auf einem ihrer Kontrollgänge bemerkten die Männer das Fehlen der fünf Robinien. „Die standen tatsächlich etwas schräg, aber das war nicht so schlimm. Die Blätter der Bäume waren grün, die Wurzeln tief in der Erde verankert. Da fallen die nicht so schnell um“, betonte Nachbar Karl K.

Es stimme, dass ihnen der Angeklagte das Holz nach dem Fällen der Bäume angeboten habe, erinnerte sich Juniorchef Konstantin K.* (32) im Zeugenstand. Doch durch das unsachgemäße Absägen seien die Stämme nicht mehr weiterzuverkaufen, um zu hochwertigen Brettern verarbeitet zu werden. Der Schaden, der dem Familienbetrieb entstanden sei, belaufe sich seiner Schätzung nach auf rund 500 Euro.

„Was ist Ihnen lieber, das Geld oder das Holz?“, fragte die Richterin. Eigentlich wäre es das Holz, aber in einwandfreiem Zustand, antwortete der Seniorchef: „Jetzt ist es nur noch als Brennholz zu verwenden.“ Die Vorsitzende schlug vor, der bislang nicht vorbestrafte Angeklagte solle den Waldbesitzern 500 Euro Schadenersatz zahlen. Danach werde das Verfahren endgültig eingestellt. Karl und Konstantin K. würden sich – sofern sie diesem Prozedere zustimmen – einen Zivilprozess ersparen. Detlef D. erklärte sich einverstanden, die Waldeigentümer nach einigem Überlegen auch. Der Angeklagte sicherte ihnen zu, die Summe binnen eines Monats auf ihr Konto zu überweisen. (*Namen geändert.) Hoga

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