zum Hauptinhalt
Faust-Darsteller Christian Venzke – hier mit den Tänzerinnen Olga Nikitina (l.) und Josephine Adler (r.) – verkörpert seine Rolle mit einem Augenzwinkern, bewundert aber trotzdem die Komplexität der Faust-Figur.

© Manfred Thomas

„Faust – Die Rockoper“ im Filmpark Babelsberg.: Rockiger Tanz mit dem Teufel

Mit knackigen Songs und einer lockeren Inszenierung mischt das Musical „Faust – Die Rockoper“ Goethes Klassiker in der Vulkanarena des Filmparks auf.

Von Sarah Kugler

Stand:

Potsdam - Verführerisch räkeln sich junge Teufeltänzerinnen in sexy Dessous auf der Bühne, ein alter Heinrich Faust singt sich zu lauter Rockmusik die Emotionen von der Seele und Goethe höchstpersönlich begleitet ihn dazu auf der Gitarre. Klingt skurril? Ist es auch, aber dabei auch ziemlich genial. Denn was die Darsteller in dem Stück „Faust – Die Rockoper“ auf die Bühne bringen, wirbelt ordentlich Staub in Goethes klassischem Text auf und setzt auf eigene Akzente. Im Juli wird die Inszenierung in der Vulkanarena des Babelsberger Filmparks zu sehen sein, am gestrigen Mittwoch gab es für einige Schulklassen bereits einen ersten Eindruck zu sehen.

Auch im Juli wird es einen Termin am Vormittag ausschließlich für Schüler geben, wie Produzent Michael Manthey sagte. „Ursprünglich ist das Stück für Erwachsene konzipiert, aber die Nachfrage von Schulen wurde immer größer, sodass wir öfter mal spezielle Termine am Vormittag anbieten“, sagt Manthey. Die Nachfrage ist hoch, bereits 800 Schülertickets wurden verkauft. Klassen sollen zudem die Möglichkeit bekommen, ein vergünstigtes Kombiticket zu kaufen, mit dem sie auch den Filmpark besuchen können.

Nah am Originaltext

Erzählt wird die bekannte Geschichte von Faust, der, schon einigermaßen in die Jahre gekommen, gesättigt vom Leben ist. In Hoffnung auf neue Herausforderungen lässt er sich auf einen Deal mit Mephisto ein, der ihm im Austausch für Fausts Seele die Jugend zurückgibt. Für den Komponisten und Librettisten Rudolf Volz ist Goethes Geschichte wie eine bunte Bilderreise, die er wiedergeben möchte. „Letztendlich entfaltet sich die Geschichte wie in einem Comic“, sagte er am Mittwoch. „Die einzelnen Kernaussagen der Bilder fassen die Songs in den Refrains zusammen und so ergibt sich ein großes Ganzes.“ Wichtig war ihm dabei, den Originaltext zu erhalten, der lediglich gekürzt wurde und an einigen Stellen durch Wiederholungen besonders betont wird.

Die Idee, aus dem Drama ein Musical zu machen, sei ihm vor etwa 20 Jahren gekommen, als er an einer Inszenierung von Hermann Hesses „Steppenwolf“ mitwirkte. Eigentlich hätte er das Stück gern mit Musik unterlegt, stieß aber auf Schwierigkeiten bei der Lizenzgenehmigung. Bei der Beschäftigung mit dem Stoff sei ihm aber aufgefallen, wie viele Parallelen Hesses Protagonist Harry Haller mit Goethes Faust hat. „Am Anfang war ich etwas zwiegespalten, ob man den alten Stoff in moderne Musik verpassen kann“, so Volz. „Dann war ich mehr und mehr erstaunt, wie gut das funktioniert.“

Vor allem das Dualitätsprinzip der Geschichte, das Verhältnis von Gut und Böse, habe ihn bei der Umsetzung interessiert und sei für ihn auch ein Aspekt, der bis heute Aktualität hat. Vor Goethes Text habe er großen Respekt, Angst vor der speziellen Inszenierung habe er trotzdem nie gehabt. „Mich hat es geschützt, dass ich vorher nicht allzu viele Faust-Inszenierungen gekannt habe“, sagte er. „Somit war ich viel freier in meiner eigenen Umsetzung.“

Seit 20 Jahren erfolgreich

Sein Konzept ging auf, schon über 500 Aufführungen hat die Rockoper in den letzten 20 Jahren bespielt. Insgesamt 28 Songs gibt es dabei zu hören. Sie orientieren sich stilistisch an der Rockmusik der 70er- und 80er-Jahre. Alles wird live von einer Band gespielt und von professionellen Sängern interpretiert.

Einer davon ist Musicalsänger Christian Venzke, der in Potsdam bereits 2012 im Friedrich-Musical zu sehen war, aber auch schon andere Rollen, wie die des Todes in „Elisabeth“, gespielt hat. Im Vulkan mimt er den Faust und sieht die Rolle mit einem kleinen Augenzwinkern. „Natürlich nehme ich sie genauso ernst wie jede andere Figur, aber das Schöne an dieser Inszenierung ist, dass wir ein bisschen mit der alten Sprache spielen dürfen, Stolpersteine beseitigen können“, sagt Venzke. Faust sei für ihn eine überaus komplexe Figur, die ihm sehr viel Spaß mache, erklärte er. „Durch den Pakt mit dem Teufel entdeckt er so viele neue Farben, die das Publikum mit uns gemeinsam erfahren kann und dabei sicherlich viel Spaß haben wird.“

Faust – Die Rockoper“ am 10. Juli um 11 Uhr für Schulklassen und um 20 Uhr in der Abendvorstellung. Karten kosten für Schüler 10 Euro, 22,50 Euro für den Abend

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })