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Landeshauptstadt: Rolle vorwärts nur mit Gummibärchen

Der Zirkus Paul Busch gibt ab heute Vorstellungen im Volkspark – neun Braunbären sind mit dabei

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Henry Spindler ist kein kleiner Mann, doch wenn seine Dressurpartner sich neben ihm aufrichten, überragen ihn die größten um mehrere Köpfe. Ab heute gibt der Zirkus Paul Busch seine Vorstellungen in Potsdam, die Bärendressur ist einer der Höhepunkte im Programm. Seit März dieses Jahres ist der Zirkus mit einem neuem Team unterwegs, mit auf Tour sind neben den Braunbären auch Schlangen, Alligatoren, Dromedare und Pferde. Letztere dressiert Spindler ebenfalls selbst, ganz nebenbei ist er auch noch der Zirkus-Direktor. Auch, wenn er die Bezeichnung nicht sonderlich mag, „doch irgendjemand muss schließlich die Gage vergeben“, sagt er.

Die Braunbären, mit denen Dompteur Spindler arbeitet, kennt er fast alle seit ihrer Geburt: Sechs der neun Bären sind bei ihm geboren, seine ersten drei übernahm er von seinem Cousin. Das war vor 26 Jahren, und in dieser Zeit hat niemand anderes mit den Tieren gearbeitet – Urlaub gibt es für Spindler nur in Sommer- und Winterpause. In der Vorstellungszeit reisen die Bären mit ihren menschlichen Zirkuskollegen durch Deutschland. Dass ihre Anwesenheit in Potsdam bisher kaum bemerkt wurde, mag auch an dem Plakatier-Verbot liegen: Als Kulturstadt könne Potsdam keine Plakate in der Innenstadt erlauben, hieß es.

Für die Fahrt müssen die Bären mit einem Transportwagen vorlieb nehmen. Am Ziel angelangt, können sie sich in ihrem Freigehege austoben. Kritik an der Haltung gebe es aber von Tierschützern immer wieder, erklärt Spindler. „Es gibt Leute, die fragen mich, warum mein Bär einen Maulkorb trägt, und selbst haben sie ihren Hund zu Hause eingesperrt“, erzählt Spindler. Schmerzhafte Dressurmittel wie Nasenringe seien natürlich verboten. Dass die Vorschriften für die Tierhaltung eingehalten werden, kontrollierten an jedem neuen Standort Mitarbeiter des Veterinäramts. Doch wie ein Leben in freier Wildbahn sieht der Alltag der Zirkusbären natürlich nicht aus: In zwei Vorstellungen am Tag zeigen sie die Kunststücke, die Spindler ihnen beigebracht hat, rutschen eine Rutsche herunter und schlagen Purzelbäume.

„Diese Tricks entstehen alle aus dem Spiel heraus“, erklärt Spindler. Aus dem anfänglichen Toben mit jungen Bären entwickele sich dann langsam ein Kunststück. Immer verstärkt durch Belohnung, versteht sich. Trapper, derKleinste und mit sechs Jahren auch der Jüngste der Bärengruppe, ist ganz versessen auf Gummibärchen. Doch die Reaktion des Publikums zeigt auch Wirkung auf die Bärendressur: „Früher haben wir die Bären auf den Pferden reiten lassen, doch das will heute niemand mehr sehen“, erklärt Spindler. Ob wohl dies für die Tiere keineswegs schlimm gewesen sei. Für ihn steht fest: „Wenn der Bär etwas nicht will, macht er es auch nicht. Da kann ich mit zehn Kollegen dran ziehen – der hat seinen eigenen Kopf“.

Vorstellungen im Zirkus Paul Busch sind am Donnerstag, Freitag und Samstag um 16 und 19.30 Uhr, am Sonntag um 11 und 15 Uhr. Der Eintritt kostet 15, ermäßigt 10 Euro. In vielen Potsdamer Geschäften gibt es Rabattgutscheine, mit denen der Eintritt nur 5 Euro kostet. Tierschau ist täglich von 10 bis 14 Uhr.

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