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Handgepäck rauf und los! Babette Joel und Robert Lischke mit ihrem Flughafen-Trolley. Die Erfindung soll künftig Staus vor den Sicherheitskontrollen verhindern.

© Andreas Klaer

Von Matthias Matern: Rollen statt warten

Eine Erfindung von Absolventen der School of Design Thinking soll Staus im Flughäfen künftig vermeiden

Von Matthias Matern

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Zwölf Wochen lang haben sich Babette Joel, Robert Lischke und die vier anderen Absolventen der School of Design Thinking am Hasso Plattner Institut (HPI) in Potsdam die Köpfe zerbrochen. Nächtelang haben sie diskutiert, geschraubt und gesägt. Auch wenn das Ergebnis etwas grobschlächtig aussieht, so hat es doch bei Fachleuten bereits für Anerkennung gesorgt. Aus Holz, Plastik und Pappe haben die sechs Tüftler den Prototyp eines Rollwagens gebaut, der Flugreisenden künftig langes Warten an den Sicherheitskontrollen ersparen könnte. Statt Kleingeld, Schlüssel und Feuerzeuge in letzter Sekunde hektisch aus den Hosentaschen zu zerren und zusammen mit dem Handgepäck in einer Plastikschale auf ein Förderband zu stellen, bräuchten die Passagiere nur vorher ihr Hab und Gut gemächlich im Rollwagen verstauen und durch die Kontrolle spazieren, beschreibt Robert Lischke. „Kommt es doch mal zum Stau, können es sich die Reisenden sogar auf dem Rollwagen bequem machen.“

Getauft haben die sechs Erfinder ihren rollenden Reisebegleiter FAST (Flight Assistant Security Trolley). Der Prototyp ist eine von insgesamt acht Abschlussarbeiten des in der vergangenen Woche ausgelaufenen Semesters an der School of Design Thinking. Gegründet wurde Europas erste Innovationsschule für Studenten vor rund drei Jahren. Das kostenlose Angebot richtet sich an Studierende verschiedenster Fachrichtungen, die kurz vor ihren Abschlüssen stehen. Die Studiendauer beträgt maximal zwei Semester. Gefördert werden soll der Blick über den Tellerrand und das gemeinsame Lösen kniffliger Aufgaben. „Nicht immer ist die erste Lösung auch die beste. Die Teilnehmer sollen lernen, Probleme auf eine für sie neue Art und Weise anzugehen“, erläutert Barbara Keller, Sprecherin der Tüftler-Schule. Langjährige Partner aus der Wirtschaft, wie etwa der Metro-Konzern, die Telekom oder der Software-Entwickler SAP, versorgen die Design-School regelmäßig mit neuen Fragestellungen. Für den Trolley war der Auftraggeber das European Aviation Security Center aus Schönhagen im Kreis Teltow-Fläming. Projektpartner war die Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB).

Auch Robert Lischke hat sich mit seiner Bewerbung auf neues Terrain gewagt. Eigentlich studiert der 29-Jährige an der Berliner Humboldt-Universität Psychologie und schreibt gerade an seiner Diplomarbeit. „Ein Bekannter hat mir von dem Angebot am Hasso Plattner Institut erzählt“, berichtet Lischke. „Im Psychologie-Studium lernt man leider immer nur, Probleme festzustellen. Die Lösungen werden meist anderen überlassen“, begründet er seine Motivation.

Allerdings ist das Erfinden eine harte Arbeit, musste Lischke feststellen. „Nach der Präsentation unserer Abschlussarbeit war ich ganz schön geschafft“, räumt der Psychologie-Student ein. Mittlerweile könnte er aber wieder mit einem neuen Projekt loslegen. „Ich bin total angefixt.“

Teamkollegin Babette Joel dagegen ist zwar ebenfalls „traurig“, dass das Semester vorüber ist, allerdings fühle sie sich „ganz schön erschlagen“. „Oft haben wir bis spät in die Nacht sehr intensiv gearbeitet“, berichtet die 25-Jährige aus Frankfurt am Main. Für die Doktorandin der Zahnmedizin war die Zeit in Potsdam im doppelten Sinne eine neue Erfahrung. Es war nicht nur ihr Debüt als Erfinderin, sondern auch ihr erster Abstecher in die brandenburgische Landeshauptstadt. „Es ist unheimlich schön hier. Ein bisschen bleibe ich noch und lasse die Zeit ausklingen“, sagt Joel.

Mit etwas Glück begegnet ihr ihre Erfindung später auf irgendeinem Flughafen der Welt. Einige der Abschlussarbeiten aus der School of Design Thinking haben es bereits in die Entwicklungsetagen großer Unternehmen geschafft. „Derzeit entwickelt der Metro-Konzern ein flexibles Lieferkonzept für Privatkunden weiter, das sich Absolventen aus dem ersten Jahrgang ausgedacht haben“, nennt Sprecherin Keller eines der Beispiele.

Konkrete Angebote können Lischke, und Joel noch nicht vorweisen, dafür aber Lob von Fachleuten. „Sicherheitsexperten haben gesagt, sie fänden die Lösung gut, weil sie so einfach sei. Die haben sich gewundert, dass da noch kein anderer drauf gekommen ist“, berichtet Lischke.

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