
© Andreas Klaer
Von Peer Straube: Rosina kann wieder laufen
Afghanisches Mädchen im Bergmann-Klinikum erfolgreich operiert / Zweite Zusammenarbeit mit karitativer Organisation „Friedensdorf International“
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Sechs Jahre Schmerzen sind vorbei. Kein Wunder, dass Rosina über das ganze Gesicht strahlt. Als Dreijährige hatte das afghanische Mädchen einen schlimmen Unfall, wohl am Ofen, bei dem sie sich Verbrennungen an beiden Füßen und an der linken Hand zuzog. Vor allem der linke Fuß trug so starke Wunden davon, dass das Narbengewebe den Spann wie eine Schnur nach oben zog und das Mädchen nur noch auf der Ferse laufen konnte.
Sieben Stunden verbrachten Mojtaba Ghods, Chefarzt für Plastische Chirurgie am Klinikum „Ernst von Bergmann“, und sein Team am Operationstisch, damit die heute neunjährige Rosina wieder richtig laufen kann. „Wir haben unter dem Mikroskop gearbeitet“, sagt Ghods, „unter 30-facher Vergrößerung“. Denn die Operation war außerordentlich kompliziert. Ein Hautlappen mit Fettgewebe musste vom Oberschenkel auf den Fuß transplantiert, die Blutgefäße dort wieder angeschlossen werden. Bei Erwachsenen habe man viele Erfahrungen mit solchen Eingriffen, bei Kindern aber nicht, betonte Ghods. Nicht ganz so kompliziert sei die Korrektur der schief und teils zusammengewachsenen Zehen gewesen, die mit Draht wieder gerichtet wurden. Einer ähnlichen Operation wurde auch die linke Hand unterzogen, die das Mädchen nun wieder vollständig spreizen kann. „Wir haben einen sehr großen Schaden verhindert“, sagt Ghods. Vor allem durch den verkrüppelten linken Fuß habe die Gefahr einer Wirbelsäulenverkrümmmung und somit eines irreparablen Haltungsschadens bestanden, erklärt der Arzt. Der Fuß sei zwar kleiner als der rechte, aber nun könne er wieder normal wachsen. Bis auf die Sichtbarkeit der Narben an Bein und Fuß werde sich das Kind „fast normal“ entwickeln können.
Bereits im letzten Jahr hat Ghods Team ein dreijähriges afghanisches Mädchen mit ähnlichen Verletzungen operiert. Dass die Kinder vom Hindukusch überhaupt in der Potsdamer Klinik landen, liegt an der Zusammenarbeit des Krankenhauses mit „Friedensdorf International“. Die 1967 gegründete karitative Organisation aus Oberhausen hat sich der Hilfe für kranke Kinder in Kriegs- und Krisengebieten verschrieben. Etwa 500 würden jährlich in deutschen Krankenhäusern behandelt, sagt „Friedensdorf“-Mitarbeiter Christian Heissig. Die Einrichtungen werden angefragt, ob sie die Kinder kostenlos operieren, und für plastische Chirurgie gebe es nicht so viele Adressen. Potsdam ist eine. Er hoffe daher, auch in diesem Jahr wieder einem Kind helfen zu können, sagt Ghods, der selbst aus dem Iran stammt und sich mit Rosina auf Persisch unterhalten kann.
Doch eigentlich ist das gar nicht mehr nötig. Seit August 2009 ist Rosina hier, schon nach vier bis sechs Wochen habe sie gut Deutsch gesprochen, sagt Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann. Am nächsten Dienstag wird sie entlassen, Ende der Woche geht der Flieger zurück, in die Nähe der Hauptstadt Kabul. „Am meisten“, sagt Rosina, „freue ich mich darauf, meine Freundin zu sehen.“
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
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