Landeshauptstadt: Rost-Problem seit 14 Jahren bekannt
KIS-Leiter: Hochbauamt hatte Gutachten für Schwimmhalle, das den Sanierungsbedarf deutlich machte
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Innenstadt - Dass die Stützpfeiler der Schwimmhalle am Brauhausberg saniert werden müssen, war offenbar bereits vor 14 Jahren bekannt. Damals habe das städtische Hochbauamt ein Gutachten anfertigen lassen, dass den Sanierungsbedarf auch an den sensiblen Stahlträgerköpfen der Stützpfeiler deutlich gemacht habe, sagte Bernd Richter, kommissarischer Leiter des Kommunalen Immobilienservice (KIS), gestern vor dem Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte in dieser Woche gesagt, die Stahlträgerköpfe seien bisher nicht untersucht worden, weil sie hinter Abdeckungen verborgen seien. Dass die Muttern an zehn der elf Stützen in und vor der Halle stark verrostet sind, wurde am vergangenen Sonnabend als Grund für die sofortige Schließung der Schwimmhalle wegen Einsturzgefahr angegeben. Auf die Nachfrage von SPD-Fraktionschef Mike Schubert, ob die Stahlträgerköpfe tatsächlich vor 14 Jahren bereits untersucht und als „leicht geschädigt“ eingeschätzt worden seien, betonte Richter, er gehe davon aus „dass alle sensiblen Bereiche bis zum letzten“ überprüft worden seien. Dass das Sanierungskonzept des damaligen Hochbauamtes nicht umgesetzt worden sei, begründete Richter mit „fehlenden finanziellen Mitteln“. „Wenn ich weiß, dass die sensiblen Stellen geschädigt sind, muss ich sie doch im Auge behalten“, sagte Schubert. Ute Bankwitz (BürgerBündnis) bezeichnete es als verwunderlich, dass „von 43 Hallen in Potsdam ausgerechnet die einsturzgefährdet ist, über die wir seit mehr als einem Jahr diskutieren“. Dies habe ein „Geschmäckle“, so ein Zwischenruf von CDU-Fraktionschef Götz Th. Friedrich. Bankwitz sagte zudem, sie zweifle an der Belastbarkeit der bisher genannten Sanierungskosten für die Brauhausberg- Schwimmhalle. Zunächst sei von sieben Millionen Euro gesprochen worden, und als eine Abspeckung des geplanten Niemeyer-Bads die Integration der alten Halle in die Neubauten nötig gemacht habe, von drei Millionen Euro. „Man hat es schön gerechnet, der Verdacht entsteht“, so Bankwitz.
Linkspartei.PDS-Fraktionschef Hans- Jürgen Scharfenberg zog zudem in Zweifel, dass die Halle tatsächlich das ganze Jahr geschlossen bleiben müsse. Endgültige Erkenntnisse über die Schäden und Sanierungsmöglichkeiten müsse es früher geben als Ende März. Oberbürgermeister Jann Jakobs wies dies zurück. Der Prüf- Statiker brauche so lange, vorher sei keine Aussage möglich. Scharfenberg hatte zuvor gegenüber den PNN gesagt, die Einsturzgefahr der Schwimmhalle dürfe nicht „als Druckmittel beim Niemeyer- Bad“ eingesetzt werden.
In Landesministerien hält man es unterdessen für nicht ausgeschlossen, das Potsdam als neue Variante eine Niemeyer-Planung ohne Sportbad am Brauhausberg als Förderantrag im Wirtschaftsministerium vorlege und die Sanierung der nun als marode geltenden Schwimmhalle beim dafür zuständigen Ministerium für Sport beantrage. Das sei grundsätzlich möglich, hieß es gestern auf Anfrage. Die Anträge würden dann geprüft und beschieden.
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