zum Hauptinhalt
Grüne Ampeln, rote Ampeln. Für 2,3 Millionen Euro hat Potsdam seine Verkehrszentrale in der Hegelallee und zahlreiche Ampeln aufgerüstet. Das System arbeitet voll automatisch. Dennoch hat mindestens ein Verkehrstechniker tagsüber ein Auge darauf.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Rote Ampeln gegen schlechte Luft

Pförtnerampelsystem vorgestellt: BUND fordert Umweltzone und Tempolimit

Stand:

Die Luft in der Zeppelinstraße wird knapp. Wieder einmal. Im noch jungen Jahr ist an 13 Tagen die zulässige Feinstaubbelastung überschritten worden, in der Großbeerenstraße an sechs. Maximal 35 Überschreitungen sind pro Jahr erlaubt. „Das sind gefährliche Zahlen“, sagt Reik Becker, Chef der Potsdamer Verkehrszentrale. Die gute Nachricht: Die Stadt hat sich vorbereitet. Ende April soll ein computergesteuertes Ampelsystem die Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Wolken in Luft auflösen. Am Dienstag wurde das System erstmals vorgestellt.

Für 2,3 Millionen Euro – gefördert von der Europäischen Union und dem Brandenburgischen Umweltministerium – hat Potsdam die eigene Verkehrsmanagementzentrale und zahlreiche Ampeln in der Stadt modernisiert. Das Prinzip ist einfach: Steigt die Schadstoffbelastung in der Innenstadt, zeigen sogenannte Pförtnerampeln am Stadtrand öfter rot. So soll die Verkehrsdichte reduziert und der Stau dorthin verlagert werden, wo weniger Menschen leben.

Etwa zwei bis vier Minuten mehr Fahrzeit sollten Autofahrer von außerhalb einplanen, sagt Becker. Hinter den Pförtnerampeln soll der Verkehr in Richtung Stadt dafür besser rollen, dank einer grünen Welle. Die von Potsdams CDU-Chefin Katherina Reiche vorgetragene Kritik einer „Ampelmauer“ lässt er nicht gelten. „Wir machen das für die Gesundheit der Anwohner.“ Niemand müsse Rückstaus bis Michendorf, Teltow oder Geltow fürchten. Pförtnerampeln wird es an drei Kreuzungen geben: An der Zeppelinstraße/Forststraße, an der Behlert-/Berliner Straße und am Leipziger Dreieck.

Werner Reh, Verkehrsexperte vom Naturschutzbund BUND, hat indes Bedenken, ob der Feinstaub so reduziert werden kann. Auch in Hagen im Ruhrgebiet habe man auf Pförtnerampeln gesetzt, die zum Einsatz kamen, wenn die Luft dick wurde. „Doch dann war es zu spät“, sagt Reh. Das System müsse dauerhaft greifen. Feinstaub ist nicht nur vom Verkehr, sondern auch vom Wetter abhängig. Bei Ostwind wird Staub aus Osteuropa in die Stadt getragen. „Allein ein Pförtnerampelsystem reicht auch nicht.“ So konnte man in Düsseldorf die Belastungen erst senken, als Ampeln mit Umweltzone, Busspuren und Tempolimits kombiniert wurden. Doch dagegen wehrt man sich in Potsdam.

Eine neue Busspur soll es lediglich in der Zeppelinstraße vom Bahnhof Pirschheide bis zur Forststraße geben. Zusätzlich werden Bus und Bahn in Potsdam automatisch mit der Verkehrszentrale kommunizieren: Fährt ein Bus an die rote Ampel, bekommt er schneller grün.

Ziel bleibe es, die Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen, sagt Becker. „Potsdam ist eine Stadt der kurzen Wege.“ Fast alle Erledigungen könnten mit Bus und Bahn getätigt werden. Außerdem sollen Radwege ausgebaut werden, Parkplätze am Stadtrand entstehen und Fußgängerampeln schneller grün zeigen. Künftige „komplementäre Maßnahmen“ nennt Becker das. Dazu gehören auch zwei weitere Pförtnerampeln. Sie könnten in der Potsdamer und der Nedlitzer Straße entstehen. Vorher soll jedoch spätestens im Oktober die Wirkung des neuen Ampelsystems überprüft werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })