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Homepage: Rote Zwerge und schwarze Pflanzen

Astrophysiker suchen nach Leben auf Monden und Planeten außerhalb unseres Sonnensystems

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„Es kann jetzt oder nie geschehen, dass wir einen erdähnlichen Mond oder Planeten entdecken“, sagt René Heller. Die Forschungen legen es nahe, dass die Suche nach erdähnlichen Planeten eines Tages von Erfolg gekrönt sein könnte. Und sein Bauchgefühl sage, dass es da draußen vielleicht einen Himmelskörper gibt, auf dem Klima, Temperatur und Atmosphäre derjenigen der Erde ähneln. Dingfest machen konnten Astrophysiker bislang keinen Erdzwilling. Aber die Methoden zu dessen Entdeckung würden immer besser.

„Seit 2009 blickte das Weltraumteleskop Kepler in die Milchstraße und versorgte uns mit einem konstanten Fluss an Daten aus dem All“, erklärt René Heller, der bis 2014 am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) über Planeten und Monde außerhalb des Sonnensystems geforscht hat. Mittlerweile arbeitet er an der University in Hamilton (Kanada). Keplers Auge sei nicht besonders groß. Nur etwa einen Meter betrage der Durchmesser des Spiegels des Teleskops, das seit 2009 fest im Orbit der Sonne installiert ist. Der Beobachter im All fokussiere einen sehr kleinen Ausschnitt, erklärt der Astrophysiker. Im Rhythmus von einigen Minuten Belichtungszeit schieße der Satellit Fotos, die dann zur Erde gefunkt würden. Die Aufnahmen zeigen ein dunkles Himmelsfeld, das von unzähligen kleinen und großen Lichtpunkten gesprenkelt ist.

Kein astrophysikalisches Institut habe genug Mitarbeiter, um alle Informationen auszuwerten, die vom Teleskop geliefert werden, so Heller. Deshalb würden sich weltweit auch Hobbyastronomen über die Zahlen- und Bilderkolonnen beugen, die im Internet frei zugänglich sind. Heller sucht einen Mond bei einen Planeten außerhalb des Sonnensystems. Der Strom von Daten des Kepler-Teleskops ist das Rohmaterial für die Suche. Bisher wurde noch kein sogenannter Exomond gefunden. Im Sonnensystem hingegen gebe es Duzende große Monde, stellt Heller fest.

Motivation für seine Forschung ist unter anderem die Suche nach außerirdischem Leben auf einer möglichen fernen Erde. Seit einigen Jahren werden Spekulationen über Verwandte im All wahrscheinlicher. Denn Rechnerleistungen, Beobachtungstechnik und Auswertungsmethoden sind fortgeschritten und verfeinert. So besteht die Arbeit von Heller im Wesentlichen nicht darin, in den Himmel zu blicken. Vielmehr konstruiert er mittels mathematischer Modelle und Berechnungen aus der Datenflut Szenarios, die Rückschlüsse über die Beschaffenheit der gemessenen Lichtquellen und ihrer Begleiter, der Planeten und Monde, zulassen.

Mittels der „Transit-Methode“ hofft Heller, möglicherweise innerhalb der kommenden Jahre außerhalb des Sonnensystems einen Mond dingfest zu machen, auf dem atmosphärische Bedingungen herrschen, die denjenigen der Erde ähneln. Ihren Namen verdankt die Berechnungsmethode den Lichtschwankungen, die ein Mond verursacht, wenn er sich als Trabant seines Planeten zwischen diesen und die Sonne schiebt, um die der Planet kreist. Damit sich eine Atmosphäre bilden kann, die ein auf Wasser basiertes Leben wie auf der Erde ermöglicht, muss eine ganze Reihe von Bedingungen zusammentreffen. Heller vermutet, dass Exomonde dem Mutterplaneten immer dieselbe Seite zuwenden, ebenso wie der Mond der Erde. Exomonde seien einer konstanten Lichteinstrahlung ausgesetzt, so Heller. Einerseits vonseiten des Planeten, andererseits vonseiten der Sonne, um die Planet und Mond kreisen. Deshalb entstehe im Zusammenspiel mit dem Sternenlicht im Laufe der Zeit ein komplexes Beleuchtungsmuster.

Insgesamt hat Kepler bisher etwa 150 000 Sterne der sonnennahen Umgebung von einigen Hundert Lichtjahren beobachtet, von denen etwa 3700 von einen Transitplaneten begleitet werden. Etwa ein Dutzend davon könne Leben beherbergen, da sie eine erdähnliche Zusammensetzung und moderate Oberflächentemperaturen hätten. Einige davon kreisten allerdings um „rote Zwerge“, die kühler sind als andere Sterne. Wegen des andersartigen Lichtspektrums wären Pflanzen, die möglicherweise auf den Monden wachsen, schwarz. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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