Sport: Rotwein für Helsinki
Potsdams Leichtathletinnen für die Weltmeisterschaften gestern verabschiedet
Stand:
Potsdams Leichtathletinnen für die Weltmeisterschaften gestern verabschiedet Melanie Seeger war am Mittwoch in Eile. „Eigentlich habe ich gar keine Zeit mehr, es ist noch so viel zu erledigen“, gestand die Potsdamer Geherin, die heute früh von Tegel aus zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften nach Helsinki fliegen wird. Dort werden die 28-jährige WM- Siebente der WM 2003 und Fünfte der Olympischen Spiele 2004 sowie ihre Klubkameradin Sabine Zimmer am Sonntag ab 11.35 Uhr die deutschen Farben über 20 Kilometer vertreten. Trotzdem kam Seeger gestern Mittag noch ins Potsdamer Ascot-Bristol-Hotel, wo der SC Potsdam sein Trio Claudia Hoffmann, Melanie Seeger und Sabine Zimmer für Helsinki in feierlicher Form verabschiedete. „Viel Erfolg und auch das Quäntchen Glück, das man mitunter benötigt“, wünschte SC-Geschäftsführer Peter Rieger. Und Potsdams Bau-Beigeordnete Elke von Kuick-Frenz sagte als SC-Fördervereins-Chefin: „Wir wissen, dass ihr unheimlich hart für die WM trainiert habt, und drücken euch alle die Daumen.“ Anschließend gab’s Blumen und Rotwein. „Damit ihr locker in die Wettkämpfe gehen könnt“, frotzelte Peter Rieger angesichts des Chateau de Rieumar, Jahrgang 2001. „Ich bin gut in Form und freue mich auf Helsinki, wo ich ähnlich erfolgreich abschneiden will wie zuletzt in Paris und Athen“, erklärte Melanie Seeger, die in der Jahresweltbestenliste derzeit auf Platz 39 zu finden ist. „Ach, darauf gebe ich nichts“, betonte sie. „Das war in den letzten Jahren vorher auch immer so. Die Russinnen und Chinesinnen gehen zunächst zu Hause Super-Zeiten, aber beim Saisonhöhepunkt sieht es dann doch manchmal ganz anders aus “ Natürlich wisse sie, dass sie mittlerweile nicht mehr zu den Nobodys im Teilnehmerfeld gehört. „Wenn man in den letzten Jahren so weit vorn mit dran war, wird das Eis natürlich dünner“, glaubt die Sportsoldatin, die sich zuletzt im Trainingslager Kienbaum auf Helsinki vorbereitete, wo sie am Sonntag von Bruder André angefeuert werden wird. Auch Sabine Zimmer, die am Freitag in Finnlands Metropole fliegt, erhält dort familiäre Unterstützung: Mutter Renate und Vater Klaus-Peter werden an der WM-Strecke stehen, von der die 24-Jährige bisher nur weiß, „dass das Stadion auf einer Anhöhe liegt, wir also vorm Ziel nochmal bergan gehen müssen.“ Viel mehr sei ihr noch nicht bekannt, „aber das ist nicht so schlimm. Mit dem Olympia-Kurs war es vorher ähnlich, trotzdem bin ich angekommen.“ Gleichwohl will Zimmer diesmal besser abschneiden als vor Jahresfrist in Athen, wo sie Rang 16 belegte. „Für einen Platz ganz vorn wird es aber nicht reichen, da gebe ich mich keinen Illusionen hin“, gestand die derzeit auf dem Weltjahresbestenlisten-Platz 21 rangierende Deutsche Meisterin, die fast gänzlich zu Hause in Potsdam unter Leitung ihres Lebensgefährten Marino Grandi trainierte. „Ich fühle mich daheim am wohlsten und habe hier die besten Trainingsstrecken“, meint Sabine Zimmer, die sich heute noch einmal entweder im Luftschiffhafen oder zwischen Hermannswerder und Caputh vorbereiten wird. Der Weltmeisterschafts-Countdown hat auch für sie längst begonnen. Wesentlich gelassener ist dagegen noch Claudia Hoffmann, die erst am Sonnabend nächster Woche ihren WM-Vorlauf haben wird – mit der 4mal-400-m- Staffel, für die außerdem Korinna Fink (Frankfurt/Main), Claudia Marx, Ulrike Urbansky (beide Erfurt) und Anja Neupert (Berlin) nominiert wurden. „Als derzeit zweitschnellste Deutsche weiß ich, dass ich definitiv dabei bin – aber auf welcher Position ich in Helsinki laufen werde, das erfahren wir erst dort“, erzählte der 22-jährige Schützling von Trainer Frank Möller. Nächsten Mittwoch geht es nach Helsinki, erst dann wird Bundestrainer Edgar Eisenkolb mit den Läuferinnen die Staffel-Wechsel trainieren. „Unser Hauptziel ist es, erst einmal in den Endlauf am Sonntag zu kommen – und dann ist bekanntlich vieles möglich“, umriss Claudia Hoffmann die WM-Ambitionen der deutschen Staffel.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: