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Landeshauptstadt: „Royal Louise“ für Potsdam ersteigert

Miniaturfregatte wird morgen in die Werft überführt/Erste Fahrt – noch ohne Segel – am 19. Juni

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Miniaturfregatte wird morgen in die Werft überführt/Erste Fahrt – noch ohne Segel – am 19. Juni Von Detlef Gottschling Die Miniaturfregatte „Royal Louise“ kommt nach Potsdam – die Entscheidung ist gefallen. Das sagte gestern Michael Springer vom Royal Louise Yacht- und Schifffahrtsverein zu Potsdam e.V. den PNN auf Anfrage. Das fast 18 Meter lange Segelschiff, das von 1997 bis 2001 seinem Vorbild von 1831 originalgetreu nachgebaut wurde, ist nach einer Zwangsversteigerung dem Potsdamer Verein zugeschlagen worden. Der Kaufpreis ist überwiesen, morgen startet die Überführung des Schiffes von seinem Liegeplatz nahe dem Berliner S-Bahnhof Grünau in eine Werft an der Scharfen Lanke. Wie Springer sagte, wolle man die Fregatte umgehend flott machen. Sie habe derzeit keine Masten, die ganze Takelage müsse neu angebracht werden: „Das sind ungefähr vier Kilometer Tau – da werden wir Hilfe brauchen.“ Schließlich soll sich das imposante Schiff bereits am 19. Juni zum ersten Mal zeigen im Rahmen der Havel Classic Sail. „Doch noch nicht unter Segeln – das ist nicht zu schaffen“, so Springer. Ihre „Jungfern-Seefahrt“ soll die „Louise“ erst Anfang bis Mitte Juli absolvieren. Zunächst wird morgen das Schiff nebst der rund 450 noch anzubringenden Einzelteile in die Werft und dort auf Vordermann gebracht – viereinhalb Stunden rechnet man für die erste Fahrt „unter neuer Flagge“ durch Berlin. Rechtzeitig dazu ist nun auch der Verein am 24. Mai beim Potsdamer Amtsgericht eingetragen worden. Alles habe damit seine Richtigkeit, so Springer. Den Schiffsführer der „Royal Louise“ gibt es bereits seit dem 23. April: Lothar Voß war von der Mitgliederversammlung gewählt worden. Er hatte bereits zwei Jahre das Kommando auf dem Dreimaster und besitzt das Große Binnenschifferpatent. Die „Royal Louise“ wurde auf der Yachtwerft Berlin gebaut und ist der verkleinerte Nachbau eines Seglers, der 1832 als Geschenk des englischen an das preußische Königshaus ging. Die genauen Maße des Schiffes sind in der Länge 17,36 Meter Länge sowie 4,36 Meter in der Breite. Bei voller Takelage stehen 160 Quadratmeter Segelfläche im Wind. Das gleichnamige Vorbild des heutigen Schiffes hatte nach der Schenkung an Friedrich Wilhelm III. zunächst seine Heimat an der Pfaueninsel, ab Mai 1843 im Jungfernsee an der Matrosenstation, diente bis 1914 der Kronprinzessin Cecilie als Yacht und ging 1914 an den Seglerverein Wannsee. Die Fischerei-Lehranstalt in Sacrow nutzte den Körper der Fregatte ab 1926, ehe sie ab 1935 in Kiel als Marinedenkmal traurig endete: Man zerhackte und verfeuerte sie 1947. Wie der Yacht- und Schifffahrtsverein vorab bekannt gab, wolle man das heutige Schiff in den Gewässern um Potsdam verchartern – bis zu 16 Passagiere können die geplanten Vier- bis Fünf-Stunden-Törns zunächst dreimal wöchentlich erleben. Der Winterliegeplatz soll – nach dem historischen Vorbild – die Pfaueninsel sein. Anlegen bzw. starten wollen die Betreiber in Potsdam an der ehemaligen Matrosenstation Kongsnaes sowie an der Meierei am Neuen Garten. Der neue Verein mit gut 40 Mitgliedern hatte sich eigens zur Ersteigerung und für den Weiterbetrieb des Schiffes erst am 5. März 2004 gegründet und in einer Blitzaktion das nötige Geld – die Rede war zuletzt von 130 000 Euro – mit der Hilfe von Sponsoren bereitgestellt.

Detlef Gottschling

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