Landeshauptstadt: Rückenwind für Flottenneubau
Hauptausschuss votiert für abgespeckte Variante. Von Ketteler: Das Aus für das Projekt Neptunbassin
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Innenstadt - Die Hoffnungen der Weissen Flotte auf einen Neubau am Neptunbassin steigen wieder: Nachdem sich der Bauausschuss in der vergangenen Woche gegen das Projekt ausgesprochen hatte, stimmte der Hauptausschuss – das wichtigste Fachgremium der Stadtverordneten – am Mittwochabend dafür. Beschlossen wurde allerdings eine abgespeckte Version, wonach der Baukörper auf der Havelseite um 15 Meter reduziert wird, um die Sicht auf das historische Bassin weniger zu verstellen. Auf diese Lösung hatten sich die Weisse Flotte und die Stadtverwaltung geeinigt.
An der Entscheidung gab es allerdings scharfe Kritik. Sollten die Stadtverordneten das Votum des Hauptausschusses am kommenden Mittwoch bestätigen, bedeute das praktisch das Aus für den Wiederaufbau des Neptunbassins, warnte der Chef des Fördervereins, Rudolph Freiherr von Ketteler, gegenüber den PNN. Mehrere Sponsoren hätten zusammen rund 100 000 Euro zur Verfügung gestellt, mit der das Becken auf der dem Mercure-Hotel und der dem Wasser zugewandten Seite wieder auf seine historische Größe ausgegraben werden könne. Baue die Flotte dort, zögen die Spender das Geld zurück, so von Ketteler. Auch für die Rekonstruktion weiterer Skulpturen der Neptungruppe fließe dann kein einziger Euro mehr. Bislang hätten Mäzene das Wiederaufbauprojekt bereits mit insgesamt 300 000 Euro unterstützt.
Zuvor hatten sich auch der Kunsthistoriker Hans-Joachim Kuke von der Bürgerinitiative Mitteschön und der Gartenexperte Clemens Alexander Wimmer erneut gegen den am Neptunbecken geplanten Neubau ausgesprochen und dafür plädiert, das Gebäude am Bahndamm zu errichten. Das Areal liege in der Pufferzone des Unesco-Welterbes, wo besonders strenge Regeln für eine Bebauung gelten, sagte Wimmer. Das Gebiet sei im Flächennutzungsplan zudem als Grünfläche ausgewiesen. Kuke kritisierte, Potsdam als Stadt der Gärten sei dabei, ein Stück Kulturgut zu vernichten.
Im Ausschuss setzte sich indes eine andere Auffassung durch. Seit sieben Jahren herrsche bei der Weissen Flotte Investitionsunsicherheit, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Für ein mittelständisches Unternehmen sei das unzumutbar. Über alle möglichen Standorte im Lustgarten sei „lange genug diskutiert“ worden. Ein Neubau am Neptunbassin sei „die einzig richtige Lösung“. Im Gegensatz zum Bauausschuss hatte Jakobs diesmal auch die Stimmen der eigenen Partei auf seiner Seite. Die SPD hatte im Bauausschuss noch für einen Antrag der Bündnisgrünen gestimmt, wonach die Stadt gemeinsam mit dem Architekturbüro Dietz-Joppien einen Standort für den Flottenneubau im Lustgarten suchen soll. Dietz-Joppien hatten den zur Buga 2001 ausgelobten Wettbewerb zur Rekonstruktion des Lustgartens gewonnen.
Gestern vollzog die SPD nun eine Kehrtwende: Auf ihren Antrag und mit den Stimmen der CDU wurde der Grünen-Vorschlag nun so abgeändert, dass er den Neubau in verkleinerter Form am von der Flotte gewünschten Ort ermöglicht. Die Linken enthielten sich. Ein Antrag der Grünen, den Beschluss zur Änderung der Sanierungsziele für den Lustgarten, der für die Bebauung des Neptunbassins erforderlich ist, zu vertagen, wurde abgelehnt.
Allerdings soll die Weisse Flotte das Baugrundstück nach dem Willen des Ausschusses nicht wie geplant von der Stadt kaufen. Im nicht-öffentlichen Teil wurde stattdessen ein Erbbaurecht beschlossen. Nach Ansicht des Potsdamers Stefan Karau wäre eine direkte Vergabe laut den 2011 beschlossenen Leitlinien für Grundstücksverkäufe in Potsdam auch gar nicht möglich gewesen. Es handele sich hier um ein gewerbliches Vorhaben in einem Umfeld von besonderem städtebaulichen Interesse. In solchen Fällen müsse bundesweit ausgeschrieben werden.
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