
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Rückkehr der Jahreszeiten
Seit gestern stehen an der Südfassade der Orangerie wieder zwölf der 22 Marmorskulpturen
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Sanssouci - Terminlich passend war „Der Juni“ mit einem Rechen in der Hand gestern die erste Marmorskulptur, die in ihre Nische vor der Südfassade des Orangerieschlosses zurückkehrte. Nach fast 130 Jahren hatte die Figur wegen des schlechten Zustandes 1997 – wie die meisten ihrer 21 Geschwister – den Stammplatz vor den Pflanzenhallen verlassen müssen und war unters schützende Dach der Skulpturenwerkstatt gebracht worden. Dort sind die Allegorien der Monate und der Jahreszeiten inzwischen komplett restauriert worden. Davon konnte gestern zwölf wieder auf ihre Podeste gehoben werden, die übrigen kommen nach Abschluss der Restarbeiten an den Hallenfenstern hinzu.
Wie der amtierende Werkstattleiter Roland Will erläuterte, wiesen die 2,20 Meter hohen und 1,6 Tonnen schweren Statuen aus Carrara-Marmor bedrohliche Schädigungen auf. Sie zeigten nicht nur hässliche schwarze Gipskrusten, sondern auch Symptome der „Kernauflösung“ des Gesteins. Das wurde durch Ultraschalluntersuchungen ermittelt. Nachdem die Krusten mittels eines Lasergerätes abgenommen worden waren, konnten die Figuren gereinigt werden. Danach wurde sie mit konservierendem Acrylharz getränkt. Diese komplizierte Arbeit übernahm eine Spezialfirma. Anschließend wurden die Bildwerke in der stiftungseigenen Werkstatt restauriert: Fehlstellen ergänzt, abgebrochene Teile wieder angefügt und verloren gegangene mit Hilfe historischer Fotos originalgetreu rekonstruiert.
Wie Saskia Hüneke, Stiftungskustodin der Skulpturensammlung, informierte, waren die Skulpturen von König Friedrich Wilhelm IV. als Bauherrn der Orangerie in der Berliner Bildhauerschule in Auftrag gegeben worden, in der damals mehrere Schüler des berühmten Christian Daniel Rauch arbeiteten. 1872 wurden die Allegorien aufgestellt.
Der stellvertretender Stiftungsdirektor Heinz Berg sieht in der Übergabe des sanierten Jagdschlosses Grunewald mit der Skulpturenaufstellung ein weiteres Zeichen für den Erfolg des von Bund und Ländern ermöglichten Rettungsprogramms für das Berlin-Potsdamer Welterbe. In diesem Jahr sollen noch die Übergabe des wiederhergestellten Stibadiums im Paradiesgarten und die Fertigstellung der Fassadenrestaurierung des Marmorpalais folgen.
Für die Orangerie bildet die Rückkehr der Skulpturen allerdings nur ein erfreuliches Detail auf dem Weg zur grundlegenden Sanierung, stellte der für Sanssouci zuständige Baudenkmalpfleger Volker Thiele klar. Nach Abschluss der jetzt begonnenen Vorarbeiten müssen dafür ab 2014 nicht weniger als 25 Millionen Euro aufgewendet werden. E.Hoh
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