Landeshauptstadt: Rückkehr der Ringer vorgeschlagen
Bündnisgrüne für Kolonnade am alten Platz / Stadtverordnete beraten heute über Empfehlungen zur Mitte
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Innenstadt – Die Kolonnade, die einst den Marstall mit dem Stadtschloss verband, soll im Zuge des Landtagsbaus wieder an seinen alten Platz zurückkehren. Das sieht ein Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu den Empfehlungen der „Planungswerkstatt Potsdamer Mitte“ vor. Die insgesamt 26 Empfehlungen liegen der Stadtverordnetenversammlung heute zur Beschlussfassung vor. „Die Formulierung zur Kolonnade ist unklar. Sie gehört zu den bedeutenden originalen Kulturzeugnissen der Potsdamer Mitte“, sagt Saskia Hüneke.
An eine vollständige Rekonstruktion des ursprünglich aus 14 Säulenpaaren gebildeten Raumteilers, wegen der unteren Figuren-Motive Ringerkolonnade genannt, denkt die Skulpturen-Expertin allerdings nicht. Es gehe um das Fragment, das jetzt am Lustgarten steht. Das habe etwa die halbe Länge des vollständigen Bildwerkes und würde sich bei der vorgesehenen Verschmälerung der Friedrich-Ebert-Straße gut einpassen lassen. Hüneke: „Die Kolonnade hat eine wichtige raumbildende Funktion zwischen der Breiten Straße und dem dann entstehenden Steubenplatz beziehungsweise der Friedrich-Ebert-Straße sowie zwischen Landtag und Filmmuseum“.
Die 1746 nach einem Entwurf von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichteten Ringerkolonnaden sind am 14 April 1945 teilweise dem britischen Bombenabwurf auf Potsdam zum Opfer gefallen. Ein Luftbild der Royal Airforce vom 16. April 1945 lässt erkennen, dass etwa die Hälfte der Säulengruppe samt Skulpturen zerstört war. Das heute am Lustgarten befindliche Fragment dürfte etwa dem nicht bombardierten Teil auf der Seite des Marstalls entsprechen. Ursprünglich aus acht Ringergruppen beziehungsweise -figuren bestehend, sind jetzt noch vier vorhanden und zwar laut Zuschreibung von Erich Köllmann eine Ringergruppe von Johann August Nahl, der Fechter von Georg Franz Ebenhecht sowie eine Ringergruppe und der Schleuderer von Friedrich Christian Glume. Vier Kindergruppen und vier Vasen bekrönen die Säulen derzeit noch, ursprünglich bestand dieser Schmuck aus sechs Putten und acht Vasen.
Zu einer Abbildung der gebückten Ringergruppe von Nahl schreibt Hans-Joachim Giersberg in seinem kleinen Stadtschloss-Buch: „Die Figurengruppen der Ringerkolonnade gehören zu den besten Werken Potsdamer Bildhauerkunst des 18. Jahrhunderts.“ Bei der Nahlschen Skulptur handelt es sich um eine Kopie aus dem Jahre 1904. Das Original befindet sich im Depot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Der Erhaltungszustand ist sichtlich schlecht wie auch bei der am Lustgarten befindlichen Kopie. „Eine Restaurierung ist ohnehin erforderlich. Für Kolonnade und Skulpturen sind Restaurierungskonzepte zu erstellen, anhand derer die Kosten ermittelt werden können.“, sagt der Leiter der Restauratorenwerkstatt Rudolf Böhm. Laut Hüneke solle die Finanzierung aus Spenden erfolgen.
An eine Wiederherstellung der ebenfalls von Knobelsdorff geschaffenen Havelkolonnade, die eine Art Tor zum Lustgarten von der Langen Brücke aus bildete, denkt Hüneke nicht. Von ihr gebe es nur wenige kleine Teile. Die Aufstellung wäre auch wegen der Verkehrsführung nicht möglich.
Günter Schenke
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