Sport: Rückkehr derzeit ausgeschlossen
Der 1. VfL Potsdam und Alexander Haase leben mit der neuen Situation und bezwangen den TMBW Berlin
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Der 1. VfL Potsdam und Alexander Haase leben mit der neuen Situation und bezwangen den TMBW Berlin Von Jan Brunzlow Das fehlende Rad in der Maschinerie des VfL Potsdam scheint gefunden. Zum zweiten Mal mit Sascha Detlof auf dem Parkett, erzielte der Handball-Regionalligist nach dem Rekordspiel von vor zehn Tagen – 43:26 gegen Kassel – am Donnerstagabend 39:30 Tore und überzeugte zumindest im Angriff gegen den TMBW Berlin. Schlüssel zum dritten Saisonsieg war das Quartett Detlof, David Klein, Enrico Bolduan und Göran Böhm, letzterer in seinem 100. Regionalligaspiel für den VfL, die zusammen 31 Tore erzielten. Zehn Tore geworfen, sein 35. in dieser Saison, die Mannschaft angeführt und die Nebenleute mit Anspielen bedient – Göran Böhm hat sich in die Rolle des Kapitäns und Spielgestalters reingefunden. „Es war wahrscheinlich auch für ihn anfangs nicht leicht, sich auf die neue Situation einzustellen“, sagte Trainer Alexander Haase, der sechs Jahre gemeinsam mit Böhm auf dem Feld stand, bevor er einen Kreuzbandriss erlitt und ihm nun von der Seite die Anweisungen gibt. Der 25-jährige Böhm scheint sich in seiner Rolle als Regisseur auf dem Feld wohl zu fühlen, auch wenn er bei einem Blick auf die Anzeigetafel zwar mit dem Ergebnis, nicht aber mit der Leistung hundertprozentig zufrieden war. „Wir wussten wie der TMBW spielt, konnten uns aber in der ersten Halbzeit nicht richtig darauf einstellen“, sagte der Industriekaufmann in Ausbildung nach dem Spiel. Videoanalysen vor den jeweiligen Partien gehören seit dem Wechsel an der Seitenlinie ebenso wie der sportwissenschaftliche Ansatz beim Handball zu Haases Markenzeichen als Trainer, seiner persönlichen Linie, wie es Böhm ausdrückt: „Eine so intensive Vorbereitung auf den Gegner hat es früher nicht gegeben.“ Jeder trägt seinen Teil zur Analyse des nächsten Gegners bei, Torhüter Christian Pahl beurteilt beispielsweise die Schwächen und Stärken des gegnerischen Torhüters. „Diesmal haben wir gewusst, dass der Schlussmann des TMBW seine Schwächen am Boden hat“, erklärt Böhm. Beherzigt haben die Schützlinge von Haase die Hinweise, doch mehr als ein 19:17 zur Halbzeit sprang nicht heraus – bester Schütze auf dem Feld war bis dahin Kai Preuß von den Berliner Gästen mit sieben Treffern, der sich zum Ende der Partie mit zwei Strafzeiten selbst aus dem Spiel nahm. Potsdamer Tempo-Basketball wie es sonst der TMBW zeigt sahen die 300 Zuschauer am Donnerstag, das Spiel wurde wegen des Hockey-Sanssouci-Pokals am Wochenende verlegt, in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee, darunter Ministerpräsident Matthias Platzeck. Nicht einmal im ganzen Spiel gingen die Gäste in Führung oder kamen zum Gleichstand, der Vorsprung des VfL betrug nie weniger als zwei Tore, am Ende waren es neun. „Da sind mir drei Steine vom Herzen gefallen“, sagte VfL-Präsident Holger Rupprecht nach dem Spiel, denn nun steht der VfL mit 6:8 Punkten vor dem TMBW in der Tabelle. Wie oft der mit einer Doppellizenz für den Zweitligisten Reinickendorfer Füchse und den VfL ausgestattete 21-jährige Sascha Detlof noch für die Potsdamer antreten wird, steht in den Sternen. Die Heimspiele sind avisiert – „es macht Spaß hier, coole Mannschaft und schneller Handball“, so Detlof – doch bei den Auswärtsspielen muss Haase wieder das Team umbauen und den Rückraum umstellen. „Es ist für mich schwer, den Spielern aus dem eigenen Verein zu erklären, dass Sascha heute wieder spielt, nächste Woche aber nicht“, so Haase, der eine Rückkehr aufs Feld bislang ausschließt. Beruflich als Sportlehrer an der Eliteschule des Sports tätig, verbringt er seine freie Zeit mit der Familie und als Trainer des VfL – „wenn ich irgendwann mal wieder drei Spiele für die Kickers Fußball spielen könnte, wäre das schon schön“, so Haase. Den Spagat zwischen ehemaligem Mitspieler, Freund und Trainer, manchmal auch autoritärer Person, gelingt ihm laut Böhm bislang gut. „Er ist neu auf der Bank, da ist es klar, dass manchmal Fehler passieren“, sagt der jetzige über den ehemaligen Kapitän. Der 25-Jährige wünscht sich in dieser Saison einen einstelligen Tabellenplatz. Und, dass sich die neue, junge Mannschaft findet. In der zweiten Halbserie rückt dann auch Lars Bullert wieder ins Team, doch über die Anzahl der Spieler macht sich Rupprecht keine Sorgen VfL Potsdam: Pahl, Wagner; J. Thiele (1), M. Thiele, Böhm (10), Detlof (6), Exler (4), Bolduan (10), Pawlazyk (2), Klein (5/2), Rupprecht (1), Kurtz.
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