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Landeshauptstadt: Rückkehr des kaiserlichen Posttores

Schlössernacht finanziert Restaurierung des von der Weltausstellung 1893 stammenden Portals mit

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Sanssouci - Das 1997 wegen seines schlechten Erhaltungszustandes ausgebaute und eingelagerte so genannte Posttor nach Sanssouci wird restauriert. Darauf verständigten sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Schlössernacht. Die ARGE finanziert von den Einnahmen aus dem sommerlichen Kulturfest in jedem Jahr eine zusätzliche Restaurierungmaßnahme mit. In diesem Jahr können so die Fontänen am Neuen Palais wieder in Betrieb gehen (PNN berichteten), 2008 soll es mit einem Zuschuss von 185 000 Euro das Posttor sein.

Das aufwändig gestaltete, zurzeit durch ein schlichtes Gitter ersetzte Tor befand sich am Ende der Geschwister-Scholl-Straße gegenüber der Kaiserlichen Post. Dieses Postamt hatte Wilhelm II errichten und mit damals modernster Technik ausstatten lassen. Ein Fahrweg, die Lindenavenue, stellte die Verbindung zum Neuen Palais her, von wo aus der Kaiser im Sommer regierte. Zu dem neobarocken Tor kam die Avenue auf ungewöhnliche Weise. 1893 beteiligte sich Deutschland an der Weltausstellung in Chicago. Im wilhelminischen Geschmack wurde ein Gebäude aus einer Mischung verschiedener Baustile errichtet. Die dennoch begeisterten Amerikaner erreichten das Gelände durch ein riesiges Dreiertor, das von der Kunstschmiede Gebrüder Armbrüster in Frankfurt (Main) angefertigt worden war.

Nach Ende der Ausstellung fand sich für das Portal allerdings keine neue Verwendung. Schließlich sprang der Kaiser ein und kaufte es an. Das Mitteltor ließ er 1896 am Sanssouci-Eingang Obelisk einbauen, die beiden Seitentore an den Enden der Lindenavenue.

Als Gartendirektor Georg Potente in den 1920er Jahren den Lustgartenbereich am Obelisk auf das friderizianische Vorbild aus dem 18. Jahrhunderts zurückzuführen begann, war ihm das pompöse Eingangstor ein Dorn im Auge. 1931 ließ er es abbauen und wieder das schlichte barocke Eisengitter aus der Zeit Friedrichs des Großen einsetzen. Das Tor von der Weltausstellung wurde verschrottet.

Erscheint dieser Eingriff denkmalpflegerisch berechtigt, liegen die Dinge bei den Seitenportalen anders, da sie Bestandteil der in der wilhelminischen Ära angelegten Lindenavenue sind. Deshalb wird nun das Posttor als Zeugnis der Kaiserzeit restauriert, deren Spuren die Stiftung am Neuen Palais verstärkt sichtbar machen möchte. Dazu zählt, dass hier die von Hunderttausenden gesäumten Trauerzüge für die Witwe Kaiser Friedrichs III., Victoria (1901) und Kaiser Wilhelms II. erste Gemahlin, Auguste Victoria (1921) begannen, die im Mausoleum an der Friedenskirche beziehungsweise im Antikentempel ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Das auffällige Tor könnte für Touristen, die am allerdings noch zu sanierenden Bürgerbahnhof Park Sanssouci (Wildpark) aussteigen, zu ihrem Haupteingang nach Sanssouci werden. Auch eine stärkere Einbeziehung der Lindenavenue in die Schlössernacht erschiene dann möglich. In einer Installation mit Teilen des Posttors will die ARGE am 18. August auf ihr Vorhaben hinweisen.

Wer sich einen Eindruck von der Wirkung des Portals verschaffen will, kann dies allerdings schon jetzt. Das zweite Seitentor der Weltausstellung 1893 befindet sich nämlich, wenngleich etwas schief in den Angeln hängend, als „Lindstedter Tor“ nach wie vor am Nordende der auf die Maulbeerallee stoßenden Lindenavenue. Als Aus- und Eingang dient es aber nicht mehr, sondern ist ständig verschlossen. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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