Landeshauptstadt: Rückschlag für die Speicherstadt
Denkmalschutz und Bauausschuss erteilen Bauplänen für mittleren Bereich eine Abfuhr: Gebäude zu hoch
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Innenstadt - Die Entwicklung der Speicherstadt hat einen schweren Rückschlag erlitten: Nach einem negativen Votum der Denkmalschutzbehörden entschied sich auch der Bauausschuss, die Pläne für die Bebauung der mittleren Speicherstadt abzulehnen. Stein des Anstoßes ist die geplante Höhe der Bebauung, insbesondere ein über 32 Meter hoher Neungeschosser unmittelbar am Uferweg (siehe Grafik) zieht die Kritik auf sich. „Das ist an der Stelle unverträglich“, erklärte Saskia Hüneke (BündnisGrüne). Der CDU-Stadtverordneten Peter Lehmann rechnete vor, der Persius-Speicher sei nur 16,43 Meter hoch, selbst das in Drewitz entstehende Porta-Möbelhaus werde nur eine Höhe von 20 Meter haben. Wenn er mit dem Motorboot daran vorbeifahre, so Lehmann, „dann gucke ich gegen eine Wand“. Der Ausschussvorsitzende Christian Seidel (SPD) nahm Bezug auf gezeigte dreidimensionalen Animationen und kritisierte eine Störung der Blickbeziehung zwischen Brauhausberg und späterer Garnisonkirche: „Dieser Blick macht deutlich, wo die Bauchschmerzen liegen.“
Ein generelles Höhenverbot haben Andreas Kalesse, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, und Robert Graefrath vom Landesamt für Denkmalschutz ausgesprochen: Um der herausragenden Stellung des Persius-Speichers gerecht zu werden, sei „eine deutliche Unterordnung der angrenzenden Gebäude erforderlich“. Die Bauten einschließlich des Neungeschossers dürften nicht mehr als „drei Vollgeschosse“ aufweisen. Die Denkmalschützer weisen darauf hin, dass es Blickpositionen gebe, wo „vermutlich schon bei zwei Geschossen mit einer Abdeckung des Speichers zu rechnen“ sei.
Stadtplanungschef Andreas Goetzmann versuchte zu erklären, dass sich die Höhe des Neungeschossers auf die dahinter stehenden fast ebenso hohen Mühlen-Gebäude beziehe. Diese Mühlen aus den 1930er Jahren, informierte Goetzmann, würden aber aus Sicht der Denkmalschützer bereits einen „Maßstabsbruch“ darstellen. Goetzmann: „Ich teile diese Auffassung städtebaulich nicht.“ Bemerkenswert ist in dem Kalesse-Graefrath-Papier auch folgende Passage: „Da die Sichtbeziehungen aus den geschützten Park- und Schlossanlagen über die Stadt führen, ist die Stadt auch Teil des Beziehungsgefüges geworden und hat sich mehr oder weniger eingefügt. Die Störungen sind unverkennbar und weitere Eingriffe sollten deshalb im Interesse eines Einklanges mit dem Welterbe vermieden werden.“
Zaghafte Unterstützung bekam der vorgelegte Bebauungsvorschlag lediglich von Ralf Jäkel (Die Linke), der die Respektierung seines Vorschlages eines bis zum Wasserwerk durchgezogenen Uferweges begrüßte. Es sei ein Vorteil, erklärte Jäkel weiter, wenn nicht alle Häuser gleichhoch und „wie mit dem Käsemesser glattgezogen“ aussehen.
Potsdams Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz (SPD) kündigte an, die Pläne in überarbeiteter Form in zwei Wochen wieder vorlegen zu wollen. Guido Berg
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