Sport: Ruderer auf Kollisionskurs
Durch die erneuten Ermittlungen gegen Kathrin Boron geraten Vereine anders aneinander als erhofft
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Die wieder aufgenommenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Betrugsverdacht gegen die einstige Weltklasse-Ruderin Kathrin Boron haben den Bemühungen um die Vereinigung der beiden Potsdamer Rudervereine erheblich geschadet. „Damit ist der Versuch tot“, sagte Harald Wujanz, Vorsitzender der Potsdamer Rudergesellschaft (PRG), gegenüber den PNN. Die Intervention des PRG-Mitglieds Klaus-Jürgen Nagel gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahren habe Wujanz zufolge „extrem geschadet“.
Wie berichtet hatte die Staatsanwaltschaft im vergangenen Jahr gegen die mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Zusammenhang um den Kauf eines Ruderbootes ermittelt. Das Boot war Frühjahr 2011 von Boron als damalige Finanzchefin der Rudergesellschaft in deren Auftrag bestellt worden. Ausgeliefert wurde es später an den zwischenzeitlich von Boron neu gegründeten, eigenständigen Potsdamer Ruderclub, der nach Differenzen über die leistungssportliche Ausrichtung aus der PRG hervorgegangen war.
Wujanz erklärte am Freitag gegenüber den PNN, dass die Anzeige vom Januar 2013 auf einen Beschluss des PRG-Vorstandes zurückging und Nagel als erweitertes Vorstandsmitglied damit beauftragt wurde. Als die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen einstellte, da sich nach den Worten eines Behördensprechers der Betrugsvorwurf nicht aufrechterhalten ließ, informierte die Behörde nicht den PRG-Vorstand, sondern Nagel über die Einstellung. Der 72-Jährige legte daraufhin Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft ein und verlangte, weitere Aspekte zu prüfen, sodass die Ermittlungen wieder aufgenommen wurden.
Für den PRG-Vorstand indes war mit der Verfahrenseinstellung diese Sache indes erledigt. „Herr Nagel hatte kein Mandat des Vorstandes oder der Mitgliederversammlung, erneut die Initiative zu ergreifen“, so Wujanz. Daher wolle sich der Vorstand in der kommenden Woche mit Nagel über dessen Vorgehen verständigen. Auf PNN-Anfrage wollte sich Nagel nicht äußern, er betonte lediglich, dass die Anzeige nicht Resulat eines Zerwürfnisses der Ruderparteien sei, sondern eine Frage der Rechtsauffassung. An den Fakten, die den PRG-Vorstand im Januar 2013 zur Anzeige gegen Boron bewegte, habe sich laut Nagel nichts geändert.
Der Graben zwischen der PRG und dem Ruderclub, der sich ausschließlich leistungssportlich ausrichtet, droht durch die neuesten Entwicklungen tiefer zu werden. Dabei wähnte sich zumindest Wujanz auf einem Weg der Annäherung, nachdem es am 19. Mai ein Gespräch mit Vertretern beider Vereine bei Oberbürgermeister Jann Jakobs gegeben hatte. Hintergrund war unter anderem die künftige Nutzung des Seekrugareals als traditionelle Heimstätte der Potsdamer Ruderer und seit seiner Gründung Ende 2012 auch des Boron-Ruderclubs. Die Stadt hat der PRG als Pächterin den Vertrag gekündigt, um zeitnah alternative Nutzungsmöglichkeiten umsetzen zu können, die in einem Gutachten untersucht werden sollen. Noch liegen weder Studie noch Zwischenergebnisse vor, sodass der Pachtvertrag verlängert werden soll – zunächst um ein weiteres Jahr. Doch will dem Vernehmen nach Rathauschef Jakobs nicht mit zwei Vereinen verhandeln und hat daher – wiederholt – einen Zusammenschluss vorgeschlagen – quasi eine Wiedervereinigung. Den Weg ebnen soll ein Mediationsverfahren. Auch das hat es im vergangenen Jahr schon einmal mit dem Ziel einer Vereinsfusion gegeben. Doch wurde die Verständigung auf Eis gelegt – wegen des damals anhängigen Strafantrages. Solange die PRG daran festhalte, könne es keine Annährung geben, sagte Boron damals.
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