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Landeshauptstadt: Rührei und Bibel-Sprüche

Der Christliche Verein Junger Menschen veranstaltete zum zweiten Mal einen Bibel-Brunch

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Innenstadt – Wer gestern durch die kleine Pforte an der Straße am Alten Markt in das Jugendcafé der Nikolaikirche eintrat, fühlte sich sogleich willkommen. „Kommen Sie her, es ist noch alles da“, sagt der blonde „Barkeeper“ hinter dem Tresen einladend.

Zum zweitem Mal hatte der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) zum Bibel-Brunch ins „MoCCa“ eingeladen. Zur späten Vormittagsstunde ab 11.30 Uhr konnte wer wollte hier ein ausgedehntes Frühstück mit Rührei, belegten Broten oder Eierkuchen mit Ahornsirup zu sich nehmen und sich so das Mittagessen sparen. „Wir wollen so etwas alle sechs Wochen veranstalten“ kündigt der junge Mann hinter dem Tresen an. Jürgen Ferrary hat zwar das Outfit eines Barkeepers oder Kneipiers, ist aber in Wahrheit die Seele des CVJM in Potsdam, wie Anja Kriebel von der Nikolaikirchgemeinde sagt. Folgerichtig lässt es der 39-Jährige nicht beim verlängerten Frühstück bewenden, sondern reicht noch etwas geistige Nahrung dazu, schließlich ist er im Hauptberuf Theologe. „Ich fahre jetzt meine Power-Präsentation ab“, kündigt er eine Beamer-Projektion an. Und diese dreht sich um ein Wort des Propheten Jesaja: „Die auf den Herren harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ Wie Ferrary im Gespräch berichtet, wolle der CVJM junge Menschen anziehen, um ihnen wenn nötig zu helfen und vielleicht auch, aber nicht vordergründig, um sie zu missionieren. Jeden Freitag ist das „MoCCa“ ab 17 Uhr geöffnet. In letzter Zeit kämen bis zu hundert Jugendliche, vor allem vom Schlaatz, um hier „abzuhängen“, um zu reden oder im Internet zu surfen. „Die merken, dass sie hier akzeptiert sind“, sagt Ferrary. Gern würde er noch mehr Möglichkeiten bieten, beispielsweise einen regelmäßigen Brunch am Sonntagvormittag veranstalten, aber dazu reiche die Kraft nicht. Er selbst sei für acht Stunden in der Woche beim CVJM angestellt, für mehr habe der Verein kein Geld.

Angesichts dieser Beschränkung ist es erstaunlich, welch breites Spektrum der Jugendarbeit Ferrary vorweisen kann. Da ist zum Beispiel die Volleyballgruppe, die zusammen mit den Baptisten im November vorigen Jahres beim Bundesturnier einen vierten Platz belegt hat. „Das Ganze steht und fällt mit den Menschen, ich habe schon Sorge, weil der Volleyball-Coach uns verlassen will“.

Das MoCCa ist jeden Dienstagabend Probenraum für die Musikband, die zurzeit auf der Suche nach einem Schlagzeuger und einem Keyboarder ist. Die bisherigen hätten die Band verlassen und eine eigene Formation gegründet. Es gibt ferner einen ökumenischen Chor, einen Teeniekreis bei den Baptisten und eine Fußballgruppe. Zunehmend beliebt sei das Musikprojekt Ten Sing an jedem Montag von 18 bis 20 Uhr mit Band, Chor Streetdance und Theater. „Voraussetzungen brauchst du keine“, heißt es in der Einladung.

Der Christliche Verein Junger Menschen, der in Potsdam 25 eingetragene Mitglieder und etwa hundert ständige Interessenten hat, ist der größte christlich-ökumenische Jugendverband Deutschlands. „Wer zu uns kommt, muss keiner Konfession zugehören“, sagt Anja Kriebel. Natürlich sei es ein Missions-Erfolg, wenn jemand zum christlichen Glauben findet und sich taufen lassen wolle: „Das ist auch im Heiligen See möglich.“ Sie selbst sei Patin eines im Erwachsenenalter getauften Mannes.

Günter Schenke

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