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Landeshauptstadt: Rund und dick wie Wilhelm

Mehr als 5000 Besucher beim Apfelfest / Historische Sorten bestimmt

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Bornstedter Feld - Mittelalterliche Buden, urigen Kelten, qualmende Feuer – der Namensgeber des Festes, das am vergangenen Wochenende im Volkspark gefeiert wurde, war zwischen solcherlei Attraktionen nur auf den zweiten Blick zu finden. Zwar konnten die nach Angaben des Veranstalters weit mehr als 5000 Besucher des Apfelfestes passende Gerichte wie ungarische Apfelsuppe oder Apfelkrapfen kosten, im Mittelpunkt stand der Apfel jedoch nur etwas abseits des Fest-Trubels.

Am Pomologen-Stand aber herrschte dennoch Andrang und eine sehr konzentrierte Stimmung: Dort bestimmten die Obstbaukunde-Experten von Besuchern mitgebrachte Äpfel nach Farbe, Größe des Stiels und Geschmack. „Die Besucher haben erstaunlich viele alte Sorten mitgebracht“, sagte Gartenbauingenieur und Pomologe Manfred Krakow. Einige Apfelsorten, die schon seit Ende des 18. Jahrhunderts existieren, habe er am Fest-Stand begutachtet. Sogar den fast 200 Jahre alten Champagnerrenette-Apfel, der wahrscheinlich aus der Champagne in Frankreich stamme, habe er öfter feststellen können, so Krakow. Benannt wurden die Sorten aber nicht nur nach dem Herkunftsland, sondern oftmals zu Ehren mächtiger Persönlichkeiten. So ist etwa der „Kaiser Wilhelm“ rund und dick, erklärte der Pomologe den Besuchern.

Einen entscheidenden Vorteil hätten alte Apfelsorten gegenüber jüngeren Züchtungen, sagte Krakow: Sie wiesen nicht nur einen höheren Vitamin-C-Gehalt auf, sondern hielten sich bei den richtigen Lagerbedingungen auch länger. Allerdings gehe die Zahl der Apfelbäume aus den 1930er Jahren zurück – sie brechen immer öfter auseinander, so der Pomologe. Es sei deshalb wichtig, dass die historischen Apfelsorten neu veredelt und angepflanzt würden. Von einem regelrechten Aussterben einzelner Sorten könne man jedoch nicht sprechen, sagte Krakow. Schon gar nicht bei der Sorte Carola: Diese in Brandenburg nicht seltenen Äpfel hatten viele Besucher zum Bestimmen mitgebracht.

Doch nicht nur die Gäste zeigten beim Apfelfest, das die Agentur Cocolorus Diaboli zum zweiten Mal in Potsdam veranstaltete, großes Interesse für den Obstanbau. Im Vergleich zum Vorjahr hätten sich mehr Bio-Bauern zum Fest angemeldet, berichtete Veranstalter Dietmar Frick. Deshalb konnten die Besucher nicht nur mehr als 200 Apfelsorten bestaunen und probieren, sondern auch Apfelsaft selbst pressen. „Der Apfel ist für uns ein Symbol des Sortenerhalts“, sagte Frick. Deshalb habe es auch eine Unterschriftensammlung gegen Genmanipulation gegeben. Außerdem wurde um Spenden für SOS-Kinderdörfer gebeten – und auch neben dem Apfel vieles geboten: Mittelalterliche Katapulte, Bogenschießen und Pony-Reiten begeisterten die Kinder, weitere Höhepunkte waren eine Feuershow am Samstagabend, ein historisches Reitspektakel, eine Falknershow und Auftritte der Mittelalterband „Cocolorus Diaboli“.

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