Landeshauptstadt: Rundblick vom Rapunzelturm
Bei herrlichem Wetter kamen 12 000 zum Weberfest und es gab viel zu sehen
Stand:
Thure von Boltenstern – für einen Seifensieder trägt der Hamburger einen äußerst klangvollen Namen – war zum ersten Mal beim Weberfest. Er fand es auf Anhieb sehr freundlich und anheimelnd. Als er mit interessanten Erklärungen gespickt am Samstag eine Olivenölseife herstellte, duftete es über den halben Platz und auch seine anderen 16 Sorten lassen es an intensivem Geruch nicht fehlen. Es muss aber heiß gesiedet werden und das war bei den Temperaturen am Wochenende ganz schön anstrengend. Auch der Schmied pingelte am offenen Feuer ohne sich zu schonen. Löffelschnitzer Julius war aus dem Sauerland angereist und ließ seine Lehrbuben schwitzen. Und Lehmart baute mit Kinderhilfe zwei Tage lang am Rapunzelturm. Die langzöpfige Prinzessin wurde dann allerdings durch viele kleine Turmbesteiger ersetzt. Neu war auch das Kinderkettenkarussell, angetrieben einzig durch Muskelkraft. Marco Hagendorf und seine Crew haben es sich selbst ausgedacht und angeblich hat eine Wäschemangel mit ihrer Handkurbel Pate gestanden. Bisher reiste die Wittenberger Truppe nur mit einem Grillstand. Für Kinder habe aber immer eine Beschäftigung gefehlt, wenn sich die Eltern mal zu Tee oder Bier setzen wollten, meint Standbetreuer David Hoffmann.
Beim 16. Weberfest gab es für Jung und Alt wieder jede Menge zu schauen, auszuprobieren und zu kaufen. „Wir nehmen immer einige der bewährten Handwerker und Künstler ins Programm, suchen aber auch neue Angebote“, sagte Fest-Organisatorin Bianka Peetz-Mühlstein. In diesem Jahr waren es neben den bereits genannten auch noch das Exploratorium, das zum Gaudi der Kinder aus Limonade Eis herstellte, und das Stockbrot. Bei den Getränken blieb man eher konservativ bei böhmischem und deutschem Bier. Aber was wäre ein Weberfest ohne diese Durstlöscher?! Jedenfalls kann man auch nach 15 Jahren dem Fest noch immer anziehende Frische bescheinigen, die nicht nur die Babelsberger in hellen Scharen anlockte. Diesmal waren es rund 12 000.
Auf der Bühne war Kelvin Kalvus mit seinen rollenden Kugeln eine Augenweide und für viele ganz neu, obwohl er schon einmal beim Weberfest aufgetreten ist. Er versteht sich als „Alchimist“, der hinter der Körperbeherrschung eine Geisteshaltung sieht, die das Gold in der Seele herauskristallisieren kann. Erheblich handfester ging Flipit seine Darbietungen an. Der gebürtige Waliser wohnt inzwischen in Fürstenwalde, liebt es in Deutschland aufzutreten und zeigte neben gekonnter Jonglage auch einen deftigen Humor. Bei der Musik gab es ebenfalls für jeden Geschmack etwas, manchmal gingen die originalen Klänge jedoch im „Volksgemurmel“ unter. Vielleicht sollte man es 2009 mal wieder etwas kerniger mit mehr böhmischer Volksmusik versuchen. dif
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