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Links und rechts der Langen Brücke: Runder Tisch für Synagoge

Guido Berg wirbt für offene Gespräche, um den Streit um das künftige jüdische Gebetshaus in Potsdam zu lösen. Interesse daran haben nicht nur die Juden

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Es ist falsch zu sagen, dass es keine vernünftige Lösung für den in der vergangenen Woche erneut eskalierten Streit um die Potsdamer Synagoge gibt. Sich mit Zeit, Ruhe und dem Willen, sich auf den Gegenpart zuzubewegen, an einen Runden Tisch zu setzen, könnte noch den Durchbruch bringen. Sicher, es gibt den toratreuen Shimon Nebrat, den ins Boot zu holen wohl nicht gelingen wird. Aber der Protagonist für eine größere und attraktivere Synagoge schlechthin, der jüdische Dirigent Ud Joffe, hat viele seiner zunächst fundamental anmutenden Positionen zugunsten einer Einigung aufgegeben. So hat er den in der Kritik stehenden Entwurf des Architekten Jost Haberland anerkannt und zur Grundlage für eigene Umplanungen gemacht. Das ist ein großer Schritt für den kämpferischen, wortgewaltigen Mann, der bislang an dem Haberland-Entwurf kein gutes Haar gelassen hatte. Leider ist dieses Entgegenkommen von den Verfechtern des Synagogenbaus nicht ausreichend anerkannt worden. Zu nennen sind da die Mitglieder des Synagogen-Bauvereins, Horst Mentrup oder Peter Schüler. Es wäre auch im Interesse des Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) gewesen, die Hand zu ergreifen, die da gereicht wird. Die Frage steht im Raum: Was geschieht, wenn eine großen Zahl religiöser Potsdamer Juden das neue Gebäude in der Schlossstraße nicht anerkennt? Dann gilt die historische Schuld der Zerstörung der architektonisch erstklassigen Synagoge am heutigen Platz der Einheit als nicht abgegolten. Dann kommen mit großer historischer Legitimation ausgestattete Forderungen nach einem Wiederaufbau der alten Synagoge auf die Agenda – wo sie war, wie sie war. Immerhin entsteht in der Schlossstraße zuallererst ein Gemeindezentrum, der Synagogen-Raum nimmt nur einen geringen Anteil des ohnehin nicht sehr großen Hauses ein. Es sind aber, das wird jeder einsehen, die religiösen Juden in Potsdam, denen die Stadt (mindestens) eine Synagoge, ein Gebetshaus, schuldet. Das muss nicht bedeuten, den nicht-gläubigen Juden ein Gemeindezentrum vorzuenthalten. Aber die Frage nach der Synagoge bleibt. Am Runden Tisch muss sie beantwortet werden.

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