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Landeshauptstadt: Rundum neu

In der Oberlinkirche wurde nach 100 Jahren der Glockenstuhl erneuert – und gestern eingeweiht

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Babelsberg - Sein Gesicht glüht. Vor Kälte, aber mehr noch vor Freude. Pastor Friedrich Wilhelm Pape steht vor dem Eingang der Oberlinkirche und wendet seinen Blick stolz nach oben, zum Kirchturm des Gebäudes. Zwei Monate lang haben Handwerker den Glockenstuhl des evangelischen Gotteshauses erneuert. In dieser Zeit blieben die Glocken still. Gestern nun konnte Pastor Pape die Einweihung des neuen Glockenstuhls feiern – mit einem Erstläuten um 13 Uhr.

Dass der Glockenstuhl erneuert werden musste, lag daran, dass die alte Stahlkonstruktion von Korrosion befallen war. Bereits im vergangenen Jahr wies ein Bausicherheitscheck auf Mängel und die daraus resultierenden Gefahren hin. Wäre der Stuhl nicht in absehbarer Zeit ausgetauscht worden, wäre er womöglich bald zusammengebrochen. Zu tief hatte sich der Rost schon in die Aufhängung, das so genannte Joch, an dem auch der Klöppel befestigt ist, gefressen. Dabei galt Stahl 1905, als die Kirche erbaut wurde, als sehr modernes und strapazierfähiges Material. Nun werden die drei unterschiedlich großen Glocken von hellem Eichenholz getragen. Das sei, so Pastor Pape, wesentlich beständiger als andere Baustoffe.

Auf das erste Glockenläuten wartete Pastor Pape seit Tagen voller Ungeduld. Täglich ertönt es zum Mittags- und Abendgebet, zu dem Gläubige aus der zum Gelände gehörenden Klinik und Schule kommen. „Die Kirche ist ein Ort, der bei uns eine wichtige Rolle spielt – sowohl für die Kinder als auch die Patienten und Schwestern. Denn der spirituelle Anteil ist wichtig bei der Behandlung“, sagte Pape bei einer Begehung des Kirchturms kurz vor dem Erstläuten.

Mit dem Neubau des Glockenstuhls wurde der sächsische Glockensachverständige Rainer Thümmel beauftragt. Er gilt als Koryphäe seines Fachs und betreute bereits den Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche.

Die Kosten für den neuen Glockenstuhl belaufen sich auf 35 000 Euro. Nachdem in dem Haus im vergangenen Jahr bereits die Orgel restauriert wurde und auch das Innere einen neuen Anstrich erhalten hatte, ist die Rundumerneuerung jetzt weitestgehend abgeschlossen. Derzeit sind die Handwerker lediglich noch mit den letzten Feinarbeiten beschäftigt. Diese will Pastor Friedrich Wilhelm Pape allerdings noch beendet wissen, bevor er ab Januar 2006 nach 22 Jahren im Amt in den Ruhestand geht und den Oberlinverein an seine Nachfolgerin Katharina Wiefel-Jenner übergibt. hey

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