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Landeshauptstadt: Rushdie-Buch auf Bühne?

Theater-Intendant Laufenberg kritisiert Wegweiser

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Berliner Vorstadt/Fahrland – Mit Salman Rushdies „Die Satanischen Verse“ könnte eines der in der islamischen Welt umstrittensten Bücher bald in Potsdams Hans Otto Theater gezeigt werden: Wie dessen Intendant Uwe Eric Laufenberg am Montag Abend bei der Kulturreihe „Zur Person“ im Fahrländer Grillrestaurant „Mühlenbaude“ erklärte, lese er gerade das Buch und überlege, ob das Werk auf seiner Bühne umzusetzen sei. „Ich prüfe zur Zeit, wie es zu dramatisieren ist“, sagte Laufenberg.

Wegen des 1988 erschienenen islamkritischen Buches war Rushdie ein Jahr später von dem iranischen Staatschef Khomeini mittels einer Fatwa zum Tode verurteilt worden, weil das Werk „gegen den Islam, den Propheten und den Koran“ gerichtet sei. Khomeini rief damals die Moslems in aller Welt zum Mord an Rushdie auf. Ein Kopfgeld in Höhe von drei Millionen Dollar wurde ausgesetzt. Zudem gab es zahlreiche Drohungen und Anschläge gegen Verlage, bei denen das Buch erschien, mehrere Übersetzer wurden ermordet.

Gleichzeitig ging Laufenberg auf die inzwischen wieder zurückgenommene Absetzung der „Idomeneo“-Oper an der Deutschen Oper Berlin ein. „Die Entscheidung, das Stück abzusetzen, war falsch, da hat der Mut gefehlt.“ Die Opernleitung hatte die Inszenierung Ende September aus Angst vor islamistischen Anfeindungen aus dem Programm genommen. Es sollte „sehr kritisch“ hinterfragt werden, was die islamische Welt „uns“ für ein gesellschaftliches Modell „aufoktroyieren“ wolle, so Laufenberg.

Bei der Veranstaltung, die als eine Art Bürgersprechstunde an Laufenberg angelegt war, ging der Intendant auch auf das Wegweiserkonzept der Stadtverwaltung ein, welches vorsieht, nur die Schiffbauergasse auszuschildern, dabei aber nicht extra auf den knapp 30 Millionen Euro teuren Theaterneubau hinzuweisen (PNN berichteten). Es sei „traurig“, sagte Laufenberg, dass das Theater nicht auf den Straßenschildern stehen könne – schon jetzt sei es für Touristen schwer, sich in der Stadt zurecht zu finden. „Wenigstens“ sei die Stadt nun aber dabei, ein gemeinsames Informations-, Leit- und Werbekonzept für die Schiffbauergasse zu entwickeln, so Laufenberg. Verhaltene Kritik äußerte der Intendant an den bisher festgestellten Baumängeln im Theater: Dies seien Geldmängel, die mit ein wenig mehr Investitionen hätten vermieden werden können.

Ebenso ging Laufenberg auf die aktuellen Besucherzahlen der neuen Spielstätte ein: Bis Ende September habe die durchschnittliche Auslastung bei allen Vorstellungen bei 93 Prozent gelegen. Anfangs bestehende Probleme bei der Kartenhotline des Theaters – Kunden hätten zum Teil bis zu 10 Minuten auf das Durchkommen gewartet – seien inzwischen zu einem Großteil gelöst worden. H. Kramer

H. Kramer

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